Wenn man auf dem Land wohnt, mag man schneller an nachhaltig gepflanztes Bio-Obst und Gemüse herankommen, als wenn man Bewohner einer Großstadt ist. Mal abgesehen davon, dass mittlerweile viele Bio-Bauern auch ihre Waren auf Bauernmärkten in der Stadt oder in Bio-Läden anbieten. Wie könnt ihr darüber hinaus noch an frisches Obst und Gemüse aus nachhaltigem Anbau kommen? Wir haben einige Möglichkeiten für euch zusammengetragen, wie Gemüse anbauen in der Stadt möglich ist.
Bauernmärkte, Öko-Kiste versus Discounter
Auf verschiedenen Webseiten kannst du mittlerweile herausfinden, wann und wo in deiner Stadt der nächste Bauernmarkt ist. Außerdem besteht die Möglichkeit, zum Beispiel wöchentlich eine Öko-Kiste zu bestellen, welche in Terminabsprache nach Hause geliefert wird. Bestellt man „aussortiertes Gemüse“, also welches, das der Norm nicht entspricht, wie etwa eine krumme Gurke (zum Beispiel hier: ETEPETETE), wird es sogar etwas günstiger. Manche Discounter bieten inzwischen regionales Bio-Gemüse und manche sogar „krummes Gemüse“ an.
Für viele ist dieser Weg jedoch zu teuer, im Vergleich zu dem üblichen Discounter-Gemüse. Was also kann man als Städter tun, wenn man trotz allem an regionales Bio-Obst und Gemüse herankommen möchte? Man investiert einen geringeren Teil seines Geldes, dafür aber einen größeren Teil seiner Körperkraft.
Ackerland und Soziale Landwirtschaft
Dank des World Wide Web finden sich heutzutage viele Gleichgesinnte, um Projekte gemeinsam umzusetzen. So besteht zum Beispiel die Möglichkeit, von einem Bauern Ackerland zu pachten und dieses selbst zu bewirtschaften. Auch wenn dieser Weg aus der Stadt mit einem größeren Fahraufwand verbunden ist – wer viel Obst und Gemüse verzehrt, kann durch dieses Vorgehen eine Menge Geld sparen.
Vorausgesetzt, ihr seid dazu bereit, euch in die Grundlagen der nachhaltigen Landwirtschaft einzuarbeiten oder euch darüber mit anderen auszutauschen. Es gibt Mittel und Wege, Land derart vielseitig zu bewirtschaften, ohne dass die Böden ausgelaugt werden, ohne die Verwendung von Pestiziden und ohne Schädlingsbefall – indem man die Anpflanzungen vorteilhaft miteinander kombiniert. „Permakultur“ bezeichnet die nachhaltige Bewirtschaftung des Landes (Permakultur: Landwirtschaft der Zukunft?).
Unter den Suchbegriffen „Soziale Landwirtschaft“ oder „Solidarische Landwirtschaft“ sowie auch „Landwirtschaft der Zukunft“ findet ihr Möglichkeiten, durch gemeinschaftliche Arbeit günstig an gesundes Bio-Obst und Gemüse zu kommen. Im Groben geht es bei solchen Projekten darum, gemeinsam Land zu bewirtschaften (welches je nach Organisation häufig bereits vorhanden ist), um Obst und Gemüse zu ernten. Vorteilhaft bei diesen Projekten ist, dass das Land sowie die entsprechenden Geräte zur Bewirtschaftung bereits vorhanden sind und nicht erst erworben oder gegebenenfalls geliehen werden müssen. (Unter den Quellenangaben am Ende des Artikels sind exemplarisch Webseiten solcher Projekte aufgeführt.)
Gemüse anbauen in der Stadt: Essbares für alle
Viele Städte, unter anderem auch Berlin, bieten die Möglichkeit, Flächen zu pachten und im Selbstanbau zu bewirtschaften. Unter dem Begriff „Mietbeete“ findet man zum Beispiel für Berlin innerstädtische Flächen und auch Flächen am Rande von Berlin (sowie auch Ackerflächen), die bewirtschaftet werden können. Gemeinschaftsgärten und viele weitere Informationen sind direkt auf der Webseite der Stadt verlinkt.
Städtische Parks und Gärten: Selber anbauen, selber ernten
In einigen Städten besteht die Möglichkeit in städtischen Parks Obstbäume oder Beerensträucher zu pflanzen, auch in den Vorgärten von Mietshäusern. Informiert euch bitte hierzu vorab, direkt bei eurer Stadt beziehungsweise dem Vermieter, damit es nicht zu rechtlichen Problemen kommt. Die Ernte ist für alle da. Jeder darf pflücken. Für Berlin ist der Bezirk Friedrichshain Vorreiter als essbarer Bezirk.
Wer nun glaubt, dass der freie Zugang zu Obstbäumen und Beerensträuchern Vandalismus mit sich bringt, der irrt. Von einigen Modellprojekten, unter anderem in verschiedenen englischen Städten, weiß man, dass dies nicht der Fall ist. Im Gegenteil, der offenkundige Anbau sowie die Ernte von Obst, Gemüse und Kräutern führt eher dazu, dass die Leute dort stehen bleiben und miteinander über die Pflanzen sprechen.
Indoor Gardening und Rooftop Gardening
Es geht noch einen Schritt weiter zum Gemüse anbauen in der Stadt. Wie wäre es mit einer relativ reichhaltigen „Ernte“ in der eigenen Wohnung? „Indoor Gardening“ lautet das neue Zauberwort. Der Trend geht in diese Richtung. In Tokio und anderen Städten wird sogar mancherorts in Büros der Salat angebaut und zur Mittagspause verzehrt. Diesbezüglich darf natürlich nicht übertrieben werden, um keine Probleme mit dem Vermieter zu bekommen.
Schön wäre es, wenn auch in deutschen Großstädten neben Indoor Gardening das Rooftop Gardening mehr Einzug hält. Die Bewirtschaftung von Dachgärten und Dachflächen, selbstverständlich unter ausreichender Absicherung und Erlaubnis, kann zur Versorgung der Bewohner mit frischem Grün und zu mehr Angeboten für die Bienen führen, deren Aussterben derzeit diskutiert wird.
Gemüse anbauen in der Stadt ist also durchaus möglich und nicht unbedingt mit hohen Kosten verbunden. Wie immer gilt, dass die genannten Vorschläge nicht erschöpfend sind. Diskutiert gern in den Kommentaren weitere Möglichkeiten, tauscht euch aus.
Im nächsten Teil unserer Serie zu „Ernährung & Klimawandel“ wollen wir uns stärker mit der Ernährung auseinandersetzen. Was ist gut für den Körper? Fleisch, Milchprodukte oder doch lieber vegan?