Es geht um Sex. Immer. Und überall. Nahezu jeder Film trägt eine Liebesgeschichte in sich. Frauen in knapper Unterwäsche dienen als Eyecatcher in der Werbung. Und muskelbepackte Männer bewegen sich in Zeitlupe durch youtube-Filme. Sex ist allgegenwärtig. Immer. Und überall. Aber nicht in den heimischen Betten … Hier herrscht ganz offenbar zu wenig Sex in der Beziehung.
In deutschen Betten: Zu wenig Sex in der Beziehung?
Glaubt man einer 2008 durchgeführten Umfrage, haben etwa 35 % der befragten Männer und Frauen sechs- bis zehnmal pro Monat Sex. Bezüglich der Sexakte pro Woche liegen die Deutschen damit im gepflegten Mittelfeld. Ähnlich verhält es sich mit der Dauer des sexuellen Kontaktes: zwischen 17.6 Minuten und 23.53 Minuten.
Die weltweite Umfrage des Kondomherstellers Durex lässt erahnen, dass es nicht nur um die Quantität sondern auch um die Qualität des sexuellen Kontaktes geht, welche in deutschen Betten Unzufriedenheit auslöst. Nach dieser Umfrage wünschen sich die Deutschen durchschnittlich fünfmal pro Woche Sex mit einer Dauer von etwa 30 Minuten, anstatt etwa zweimal pro Woche und der kürzeren Dauer in der Realität.
Weniger Sex = weniger Liebe?
Dabei bedeutet zu wenig Sex in der Beziehung nicht automatisch weniger Liebe. Zwar kann die Häufigkeit von Sex mit dem erlebten Liebesgefühl zwischen Partnern durchaus korrelieren, wie Studien zeigen. Aber dennoch war es für ein Viertel der Befragten in einer Studie so, dass sie angaben, ihren Partner sehr zu lieben, obwohl sie im Monat zuvor keinen Sex gehabt hatten.
Wie steht es mit der Qualität des Liebesspiels?
Nach der Durex-Umfrage geben etwa die Hälfte aller Deutschen an, nicht zufrieden mit ihrem Sexleben zu sein. Und während gut 61 % der deutschen Männer einen Orgasmus beim Sex haben, sind es bei den Frauen nur 27 %. Der »Applaus für den Penis« bleibt also aus, bei mehr als zwei Drittel der befragten Frauen. Als Gründe für den ausbleibenden Orgasmus bei Männern und Frauen werden kein beziehungsweise kein intensives Vorspiel angegeben, zu wenig Vielfalt im Bett sowie eine nicht langanhaltende Erektion.
Oralverkehr, Sextoys & Co.
Dabei kommen heutzutage Sextoys durchaus zum Einsatz bei den Deutschen. Nur 39 % der Befragten lehnen eine Nutzung von Sexspielzeug komplett ab. Besonders aufgeschlossen, zeigt sich die Gruppe der 25-34-Jährigen, bei denen etwa 71 % angaben, spielerisch im Bett tätig zu sein. Insgesamt, über alle befragten Altersgruppen hinweg, greifen circa 32 % der sexuell Aktiven zu Sextoys und anderen Hilfsmitteln.
Eine weitere Studie, die im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde, zeigt, dass nahezu alle Befragten in der Altersgruppe der 25-44-Jährigen (allerdings gemäß einer US-amerikanischen Umfrage, jedoch dürften die Zahlen für die Deutschen ähnlich gelagert sein) schon einmal Vaginalverkehr hatten (98 % Frauen; 97 % Männer). Auch Oralverkehr scheint eine gängige Praxis zu sein (89 % Frauen; 90 % Männer). Deutlich weniger praktiziert werden dagegen Analverkehr (36 % Frauen; 44 % Männer) beziehungsweise gleichgeschlechtliche Sexualkontakte (12 % Frauen; 6 % Männer).
Seitensprung: Domäne der Männer?
Die Männer als sexuell umtriebiger als die Frauen zu bezeichnen, ist schon längst nicht mehr zeitgemäß. Wie die Studie im Deutschen Ärzteblatt zeigt, scheinen Frauen und Männer in etwa gleich auf zu sein, was sexuelle Außenkontakte während einer Beziehung betrifft. So gaben, je nach Kohortenstudie, 15-26 % der Frauen und 17-32 % der Männer an, schon einmal außerhalb von einer Beziehung sexuell aktiv gewesen zu sein.
Ungeachtet all derer, die bemüht sind, die Sexualität als eine der wenigen Spielwiesen, die uns Erwachsenen geblieben ist, zu betrachten: In einer Zeit, in welcher Sexualität so frei wie nie zuvor ausgelebt werden kann, in welcher es an sexueller Aufklärung nicht mangelt und Frauen sowie Männer offen über ihre Lust sprechen können, herrscht trotz allem bei vielen Unzufriedenheit im Bett. Und die meisten haben zu wenig Sex in der Beziehung. Dafür einige außerhalb davon. Warum? In den nächsten Artikeln begeben wir uns auf die Suche nach Antworten – auch danach, ob Monogamie noch zeitgemäß ist.