Nachdem wir im ersten Teil näher darauf eingegangen sind, welche charakterlichen Unterschiede nach Annahme der japanischen Blutgruppendeutung zwischen Menschen mit verschiedenen Blutgruppen bestehen, wollen wir nun die psychologische Forschungswelt für Studien zu diesem Thema durchforsten. Wie steht es um den empirischen Zusammenhang zwischen Blutgruppen und Persönlichkeit?

Blutgruppen und Persönlichkeit: Empirie

Eines vorweg: Die Ergebnisse in den Studien gehen weit auseinander. Einige Studien dazu werden exemplarisch dargestellt.

Blutgruppenpersönlichkeiten gibt es nicht?!

Grüne Schüssel: big bowl of self-esteem

Selbstbewusstsein, die wohl am meisten gewünschte Eigenschaft. Womit hängt es zusammen? © Jamie under cc

Die australischen Forscher Rogers und Glendon untersuchten 2003 in ihrer Studie eine mögliche Verbindung zwischen den Blutgruppen und dem »Big Five-Persönlichkeitsinventar«, einem der in der Psychologie bekanntesten und empirisch am besten validierten Fragebogen-Instrumente zur Erfassung der Persönlichkeit eines Menschen. Ihre Hypothesen basierten darauf, dass Typ B höhere Neurotizismus-Werte als Angehörige anderer Blutgruppen haben dürfte, wohingegen Typ 0 mutmaßlich höhere Werte auf den Skalen Extraversion und Optimismus haben sollte. Typ A könnte höhere Werte auf der Verträglichkeitsskala aufweisen und AB sollte bei Gewissenhaftigkeit höher skalieren als andere Blutgruppen-Typen. 180 Männer und 180 Frauen nahmen an der Studie teil. In dieser Studie konnte kein empirischer Zusammenhang zwischen Blutgruppen und Persönlichkeit gefunden werden.

Kengo Nawata von der Uni­ver­si­tät Kyo­to Bun­kyo untersuchte 2014 in einer Studie mit mehr als 10.000 Befragten aus Japan und den USA, inwiefern es einen Zusammenhang zwischen Blutgruppen und Persönlichkeit geben könnte. Erfragt wurden unter anderem persönliche Überzeugungen, der Beruf, persönliche Ziele sowie Bedenken und Ängste von Personen. Wie sich in der Studie zeigte, fanden sich keine signifikanten Unterschiede in den erfragten Items zwischen den einzelnen Blutgruppen.

Oder doch?

Die japanische Forschergruppe um Tsuchimine von der Hirosaki University untersuchte 2015 eine mögliche Verbindung zwischen AB0-Phänotyp (Erscheinungsbild, Menge aller Merkmale) und Genotyp (genetische Ausstattung) sowie bestimmten Charaktereigenschaften. Die Ergebnisse der Studie fanden keine Unterschiede zwischen den Phänotypen A, B, 0 und AB in den meisten untersuchten Persönlichkeitseigenschaften, wie zum Beispiel der Suche nach Neuem, der Risikovermeidung, der Orientierung auf Belohnung, der Selbstbestimmtheit, der Kooperationsbereitschaft sowie der Selbsttranszendenz, also dem Erleben von Spiritualität. Allerdings in Bezug auf die Eigenschaft der Beharrlichkeit zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Phänotypen. So hat Typ A einen höheren Score auf der Skala, ist demnach beharrlicher (weil perfektionistischer?), als Typ B oder 0. Die Forscher betonen selbst, dass dieses Ergebnis inkonsistent zu ihren früheren Studien ist, diesbezüglich somit noch weiterer Forschung bedarf.

älterer Mann mit Hand zum Gruß und Basecap

Charakter basiert auf Genetik- und Umweltkomponenten. Inwiefern spielt der Zusammenhang zwischen Blutgruppen und Persönlichkeit eine Rolle? © David Guyler under cc

Hobgood fand in ihrer 2011 durchgeführten Studie einige Unterschiede zwischen den Blutgruppen in der Persönlichkeit (hypothetisch physiologisch erklärbar über den Katecholamin-Metabolismus):

  • Typ A korreliert mit Ruhe, sanft-angenehmer Haltung
  • Typ B wirkt geistig rege, beschäftigt, aber auch zurückhaltend
  • Typ 0 scheint mehr selbstbewusst, bestimmend und unbeirrbar zu sein

Für die einzelnen Bluttypen zeigten sich auch unterschiedliche Korrelate auf metabolischer Ebene. So existieren zum Beispiel für Typ A Korrelationen in Bezug auf einen tendenziell höheren MAOA sowie einen niedrigeren Dopaminspiegel. Für weitere Informationen wird auf die Studie verwiesen.

Dass für Typ AB keine spezifischen Besonderheiten ausgemacht werden konnten, ließe sich dadurch erklären, dass Menschen mit diesem Phänotyp als sehr anpassungsfähig gelten und sich charakterlich an die anderen Blutgruppen-Typen anlehnen.

Mehr Aufgeschlossenheit in der Forschung vonnöten

Ungeachtet dessen, ob es nun, neben den bekannten genetischen Faktoren und der Sozialisation, einen Zusammenhang zwischen den Blutgruppen und einzelnen Charaktereigenschaften gäbe: Insgesamt könnte es interessant sein, den Blutgruppen mehr Beachtung in den Studien zu schenken, da die Studien, welche einen Zusammenhang zwischen Blutgruppen und Persönlichkeit untersuchen, zu sehr breitgefächerten (Pro und Contra) Ergebnissen kommen. Vor allem weil mittlerweile Humangenetik und Co. einige sehr aufschlussreiche Unterscheidungen bezüglich einzelner Blutgruppen und Persönlichkeit liefern könnten. Schauen wir in den nächsten Teilen dieser Serie, wie es um die Gesundheit der Blutgruppen-Typen steht.