Dass Ernährung unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden beeinflusst, steht außer Frage. Auch dass unser Gehirn leistungsfähiger zu sein scheint, wenn wir uns gesünder ernähren, ist eine Erkenntnis, die niemanden mehr überrascht, seitdem Brainfood & Co. im Kassenbereich jedes Supermarktes zu finden sind. Aber wie steht es mit unseren Entscheidungen? Beeinflusst Ernährung unsere Entscheidungen? Unsere Intentionen? Unsere Handlungen? Wenn dem so wäre, hätte diese Erkenntnis weitreichende Folgen. Wir könnten unsere Ernährung nutzen, um unsere Entscheidungen zu optimieren. Schauen wir, was die Forschung diesbezüglich herausgefunden hat.

Wurst versus Brot und Obst: Was führt zu welchen Entscheidungen?

Mandarinen und Beeren

Brot, Obst oder Wurst: Welches Frühstück lässt dich wie entscheiden? (All changes made to the image settings are applied to the selected photo only.) © Christopher Sessums under cc

Die Forschergruppe um Professor Soyoung Park von der Universität Lübeck entwarf zu dieser Fragestellung ein interessantes Experiment. Probanden sitzen einer eingeweihten anderen Person gegenüber. Die Aufgabe lautet, zehn Euro gleichmäßig aufzuteilen. Die andere Person schiebt dem Probanden zwei Euro hin und behält die restlichen Eurostücke für sich. Keine Frage: Ein unfaires Angebot. Wie würdest du reagieren? Nimmst du das Angebot an, obwohl du ganz klar benachteiligt wurdest? Oder lehnst du dieses Angebot ab, gehst leer aus und verlässt erhobenen Hauptes den Tisch? Wie wir darauf reagieren, scheint auch eine Frage des Frühstücks zu sein.

Wie beeinflusst Ernährung unsere Entscheidungen?

Zwei Mal werden die Probanden zu diesem Experiment gebeten. Im Anschluss nehmen sie noch Entscheidungen ähnlich gearteter Experimente am PC vor. Beide Male erhalten sie vorab ein Frühstück, welches augenscheinlich gleich ist, allerdings bezüglich des Protein- und Zuckerverhältnisses variiert. (Wann welches Frühstück gereicht wurde – beim ersten bzw. zweiten Experimentalzeitpunkt -, wurde seitens der Forscher ebenfalls variiert.) Unabhängig davon, treffen die Probanden in Abhängigkeit vom Frühstück unterschiedliche Entscheidungen.

Enthält das Frühstück mehr Proteine, reagieren die Probanden toleranter auf das unfaire 2-Euro-Angebot. Bei geringerem Protein- und höherem Zuckergehalt des Frühstücks lehnen die Probanden im Durchschnitt das unfaire Angebot doppelt so häufig ab.

Und die Erklärung dafür?

Eine mögliche Erklärung der Forscher lautet: Tyrosin. Eine Aminosäure, welche für die Biosynthese von Dopamin wichtig ist. Dopamin wiederum ist ein Neurotransmitter, der für die Kommunikation zwischen den Neuronen zuständig ist, welche für Risikobereitschaft und Motivation stehen. Haben die Probanden aufgrund des Frühstücks mehr Tyrosin im Blut, scheint dies zu einem Anstieg von Dopamin zu führen und ferner zu der Annahme des unfairen Angebots.

Macht Junkfood dumm und aggressiv?

Doch es gibt noch weitere Zusammenhänge, die Forscher rund um die Neuro-Nutrition ausgemacht haben. Einer davon betrifft das überall verfügbare Junkfood. Purtell und Gershoff untersuchten den Einfluss von Burger, Pommes & Co. auf die Leistungsfähigkeit bei Kindern. Wie sich zeigte, verschlechtert ein hoher Konsum von Fast Food, unabhängig vom sozioökonomischen Status, der körperlichen Aktivität und dem Medienkonsum, die Leistung bei Kindern in Lesen, Mathe sowie Wissenschaften.

Eine andere Studie gibt Hinweise darauf, dass häufiger Junkfood-Konsum der Mütter während der Schwangerschaft zu späteren Verhaltensproblemen bei den Kindern führen kann. Ferner zeigen die Kinder mit ungesunder Ernährung mehr Tendenzen zu Depressionen und Angst, Unruhe sowie Aggressionen und Wutanfällen. Die an der Studie beteiligte Professorin Felice Jacka sagt dementsprechend dazu, dass ungesunde Ernährung nicht nur zu gesundheitlichen Problemen wie Herzerkrankungen und Diabetes bei Kindern führen kann, sondern auch zu Verhaltensproblemen:

Hotdog vor Serviette

Machen Hotdogs aggressiv? Beeinflusst Ernährung unsere Entscheidungen und unser Verhalten? © Michael Saechang under cc

»We’ve known for quite some time that very early life nutrition, including the nutrition received while the child is in utero, is related to physical health outcomes in children – their risk for later heart disease or diabetes for example. But this is the first study indicating that diet is also important to mental health outcomes in children.«

Wie ist es bei Erwachsenen?

Wissenschaftliche Untersuchungen an Häftlingen lassen erste vorsichtige Schlüsse zu. Die Forschergruppe um den Psychologen Ap Zaalberg, Berater des niederländischen Justizministeriums, reicherte die Ernährung von Inhaftierten mit Vitaminen, Mineralstoffen und Fettsäuren an und untersuchte die Auswirkungen auf das Verhalten der Insassen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe, welche eine Placebo-Behandlung erhielt, ging bei den gesünder ernährten Häftlingen die Anzahl der Fälle von Isolationshaft zur Strafe für schlechtes Verhalten etwa um ein Drittel zurück. Auch das selbstberichtete Aggressionslevel sank bei den Häftlingen, die Omega-3-Supplements erhielten, im Vergleich zur Gruppe, welcher ein Placebo verabreicht wurde.

Wichtige Fettsäuren fürs Gehirn fehlen

Obwohl Junkfood durchaus fettreich ist, liefert es nicht die richtigen Fettsäuren für unser Gehirn. Ergo kann unser Gehirn seinen wichtigsten Funktionen der Leistungsfähigkeit sowie Emotions- und Verhaltensregulation nicht nachkommen. Die Neuronen werden schlichtweg nicht mit dem versorgt, was sie benötigen.

Studien zeigen, dass unter anderem Omega-3-Fettsäuren wichtige Bausteine für die volle Gehirnentwicklung und -funktionsfähigkeit sind. Die für das Gehirn entscheidenden mehrfach ungesättigten Fettsäuren müssen über die Nahrung zugeführt werden, da unser Gehirn zu neunzig Prozent aus Fetten besteht, die es selbst nicht herstellen kann.

Vor allem in Phasen der Kindheitsentwicklung, der Adoleszenz und im Alter sollte auf einen Mehrbedarf geachtet werden, da neben der ausreichenden Versorgung im Entwicklungsalter ebenso Demenz als ein Risikofaktor bei Nährstoffunterversorgung in den Mittelpunkt der Studien rückt.

Mittelmeerdiät als Futter fürs Gehirn

Diese und andere Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine gute, »gehirntaugliche« Ernährung die der sogenannten Mittelmeerdiät ist. Wie es scheint liefert diese Form der Nahrungsgestaltung das beste Futter für unser Gehirn. Omega-3-Fettsäuren kommen beispielsweise in Fisch vor, wie Schellfisch, Sardinen oder Thunfisch, Makrelen, Sardinen oder Lachs. Außerdem eignen sich Leinöl oder Rapsöl unter anderem gut für eine Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren. Zudem ist Omega-3 in Walnüssen, Mandeln, Leinsamen, Spinat oder Rosenkohl vorhanden.

Offenbar beeinflusst Ernährung unsere Entscheidungen durchaus. Wir tun also gut daran, für uns und unsere Kinder auf eine ausreichende Nährstoffversorgung zu achten, um das Wohlbefinden zu steigern, unsere Entscheidungen zu optimieren und sozialverträgliches Verhalten zu zeigen.