Viele Menschen tun schon sehr viel

Pflanzen und das Bewusstsein sollen wachsen und sie entfalten. © Sharon Mollerus under cc

Das heißt nicht, dass man sich die Scheuklappen aufsetzt und die letzten Jahre irgendwie noch durchzieht, auch wenn man irgendwo ahnt, dass es eigentlich nicht okay ist. Was uns fehlt, sind oft positive Visionen, Utopien, Bilder, Ideen und Geschichten von einer besseren Welt. Wir kennen das gar nicht mehr. Die hat das Effizienzlager im Angebot, die Rede von den Sprunginnovationen bedeutet eben, dass es Erfindungen gibt, die einen Unterschied machen.

So wie Menschen konservativ werden, wenn sie merken, dass es den Bach runter geht, so werden sie kreativ und innovativ, wenn sie merken, dass es bergauf geht. Allein das macht die Menschen schon kreativ, allein das macht schon Spaß. Selbst, die, die einfach mitmachen, spielen lieber in einem Winnerteam, als immer wieder zu hören, dass es ja so schlimm nun auch noch nicht ist.

Hier reicht eine Erzählung, ein Narrativ, aber es muss ernst gemeint sein, nicht einfach eine gute Story aus einer Werbeabteilung, von der man meint, dass sie ankommt. Die einen müssen dran glauben und die anderen dran glauben können. Menschen, die Sprunginnovationen auf die Straße bringen wollen muss man nicht begeistern, die brennen von sich aus. Die Tüftelei ist einfach ihr Leben. Sie tun das, weil es ihnen Spaß macht. Es reicht, sie nicht über die Maßen zu behindern.

Bürokratieabbau wäre ein Stichwort. Wir haben inzwischen Systeme, die Menschen systematisch ausbremsen und frustrieren und die ineffektiv sind. Es darf kein Tabu sein, den bürokratischen Wasserkopf deutlich zu reduzieren. Der Verlust von Arbeitsplätzen kann kein Argument mehr sein, denn Menschen, die wirklich etwas bewegen wollen, werden gerade überall gesucht.

Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen und zu hören, wie viele Menschen schon in Eigenregie etwas tun. Sie fangen bei sich an, wenn sie ein eigenes Haus haben, einen Garten, ihren Teil zu einem gelingenden Ganzen beizutragen. Sie engagieren sich sozial, helfen ihren Mitmenschen. Sie tun das, weil sie kreativ sein wollen, weil es ihnen Spaß macht und weil sie nicht nur verstanden haben, dass es nicht um die Frage geht, ob es mir oder den anderen gut geht, sondern sie leben die Idee, dass es ihnen gut geht, weil sie etwas dazu beitragen, dass es der Welt gut geht.

Aber es ist nicht nur soziales Engagement im engen Sinne gemeint, sondern es gibt gerade im Effizienzlager viele einsame Tüftler, die sich vielleicht gar nicht so gerne mit vielen anderen Menschen abgeben, die aber die Welt besser machen wollen. Sie wollen nicht nur zu Hause sitzen und die Modelleisenbahn fahren lassen, sondern ihre Ideen in die Welt bringen.

Wachstum im Bewusstsein

Wir müssen nicht verzichten. Wir brauchen Wachstum im Bewusstsein, aber die Frage des Effizienzlagers, wo das denn nun auf einmal herkommen soll, muss beantwortet werden. Der eine Punkt ist, dass immer mehr Menschen die Komplexität und das Ineinandergreifen der Probleme, vor denen wir stehen, sehen und begreifen. Die Antworten können nicht in dicke Überschriften und griffige Slogans gepackt werden, da diese immer nur unterkomplex sein können.

Dennoch können sich diese Menschen durch die Sprunginnovation Internet, trotz all seiner Risiken und Nebenwirkungen, finden. Sie können ihre Ideen austauschen und bereits dieser Austausch kann weiteren Menschen die Augen öffnen, indem sie sich in manchen dieser Ideen wiederfinden und diese einfach bekannt und diskutiert werden. Es ist ein großes Glücksgefühl zu erleben, wie sich innerlich vieles wie von selbst ordnet, wenn man irgendwie einen Schlüssel zu diesen Bereichen gefunden hat.

Der andere Aspekt der motivierend wirkt, ist die reale Not. Warum soll man sich nicht selbst organisieren und im Alter oder auch eher schon, so leben, wie man es will? Warum nicht glücklicher wohnen? Keine Kinder, die sich kümmern, Krise in der Pflege, geringe Rente, wenig Geld, wenn gute Projekte entstehen, in denen Menschen einander gegenseitig weiter helfen, gewinnen wir alle.

Auf einmal hat man wieder etwas wofür man leben will, man kann und darf gestalten, sich einbringen und verpflichten und erleben, dass das keine Plage ist, sondern ein Weg zum persönlichen Glück. Wir müssen nicht verzichten, weil das was uns leiten sollte, die Suche nach dem eigenen Glück ist. Mit der ernst gemeinten Option es auch zu finden. Glück und ein gutes Leben bedeutet für jeden etwas anderes, aber das ist kein Problem, denn wir leben ja von der möglichst wenig eingeschränkten Kreativität der Einzelnen.

Die Sache mit dem Geld müssen wir allerdings noch genauer betrachten, weil der reale Mangel an Geld viele Menschen empfinden lässt, dass sie sehr wohl auf eine ganze Menge in ihrem Leben verzichten müssen.

Geld: Das soziale Schmerzmittel

In Es ist nicht so wie Du denkst, eine Folge zum Thema Glück, greifen wir auf die Gedanken von Bas Kast zurück, der in einem Buch ausführt, dass Geld den Schmerz sozialer Ausgrenzung messbar mindert. Weil das so ist, bringt Geld Menschen oft dazu, sich unsozial zu verhalten. Man ist nicht nur freundlich, weil man eben ein netter Mensch ist, sondern wer sich unsozial verhält, kann kaum darauf bauen, dass man ihm, wenn er mal Hilfe braucht, sogleich begeistert helfen wird.

Wer genügen Geld hat, kann sich allerdings Handwerker und Dienstleister jeder Art kaufen, er braucht nicht freundlich zu sein und sein Geld sorgt obendrein dafür, dass der Schmerz der sozialen Ausgrenzung abgemildert wird.

Der andere Punkt ist, dass wir alle zwei Ideen anhängen, wenn es um Geld geht: Erstens, dass es Geld schon ewig gibt und zweitens, dass Geld ein bequemes Tauschmittel ist, mit dem Wert gegen Wert getauscht wird. Bequem, weil es umständlich ist, ein Schwein gegen 500 Kilo Tomaten zu tauschen. Eske Bockelmann wendet sich in seinem Buch Das Geld: Was es ist, das uns beherrscht, gegen beide Ideen. Erstens, gab es, obwohl es Münzen und Märkte gab, sehr lange Zeit kein Geld und das heißt, dass zweitens, nicht Wert gegen Wert getauscht wurde.

Besonders den letzten Punkt, dass der Tausch Wert gegen Wert keine größere Rolle spielte, können wir uns heute überhaupt nicht mehr vorstellen, weil wir die Gegenwart, in der wir das so erleben, in die Vergangenheit projizieren und uns fragen, wie es denn sonst gelaufen sein soll. Bevor wir die Frage beantworten, können wir uns ja mal vor Augen führen, ob wir heute überhaupt noch Wert gegen Wert tauschen. Pflegekräfte bekommen zu wenig und trotz hoher Motivation sagen sich immer mehr: Dann eben nicht und kündigen. Das ist nicht ohne, weil wir schneller als uns lieb sein kann, mit dem Medizinsystem in Kontakt kommen können, wir erleben es gerade. Wir erleben auch, dass wir Termine für einen Handwerker gar nicht mehr bekommen. Von wegen Arbeit fehlt, es fehlen Arbeitskräfte, in der Gastronomie, im Transportwesen und so weiter.

Wie war es früher? Es wurde versucht irgendein Ausgleich herzustellen, mit dem beide Seiten leben konnten, oft waren Gaben etwas Symbolisches, sie gingen nur einige Zeit in den Besitz eines Einzelnen über und es war wichtig, dass die Dinge auch weitergegeben wurden. Es gab eher eine Art Pool von wechselseitiger Unterstützung und es wurde geschaut, dass keiner zurück gelassen wurde.

Gerade in einer Zeit, wo vielen Geld fehlen wird, können solche Ideen wieder aufblühen. Es geht nicht um utopischen Jubel, sondern einfach darum, dass so ein System funktionieren kann und über viele Weltreiche hinweg funktioniert hat. Niemand kann einen zwingen, das nicht wieder auf kleinster Ebene einzuführen. Umso mehr, wenn jeder macht, was er gerne macht und man sich von der etwas kleinkarierten Idee, ob nun ein Gedicht oder Lied auch ein halbes Brot wert ist, verabschieden kann. Man hilft einander dort wo Hilfe gebraucht wird und so, wie man es am besten kann.