Die Suche nach dem richtigen Partner fürs Leben gestaltet sich oft problematisch. Selbst wer sich bemüht, durch die rosarote Brille der Verliebtheit mit klarem Blick zu sehen, der wird nicht selten dennoch ent-täuscht. Aus der Furcht vor einer weiteren seelischen Verletzung schauen viele bereits genauer bei der Partnerwahl hin, achten auf jegliche Warnzeichen und stehen trotz aller Vorsicht nach dem Versprechen einer Beziehung wieder als Single da. Nach welchen Kriterien Menschen vorzugsweise ihre Partner auswählen, und worauf man stattdessen lieber bei der Partnerwahl achten sollte, zeigen die nachstehenden psychologischen Betrachtungen.

Partnerwahl als Entscheidung fürs Leben?

Die Wahl des Partners, mit dem man eine langfristige Beziehung eingehen und vielleicht sogar eine Familie gründen möchte, entscheidet erheblich den Verlauf des weiteren Lebens. Demzufolge legen vor allem viele Frauen strenge Richtlinien an, wer als Partner für sie in Frage käme. Wäre der Mann ein guter Familienvater? Neigt er zur Untreue, sobald die ersten Schwierigkeiten im Beziehungsalltag auftreten? Hat der potenzielle Partner vielleicht sogar narzisstische Charakterzüge, sodass eine zufriedene, längerfristige Beziehung mit ihm schwerlich möglich wäre? Glaubt man den Studien und Statistiken, legen die meisten Menschen bei der Wahl ihres Beziehungspartners zwar durchaus überlegte Kriterien an und keine oberflächlichen, ungeachtet dessen bleibt vielen das versprochene Liebesglück auf Dauer versagt. Warum ist das so?

Verschiedene Beziehungsmodelle

zwei Gemälde von Frau und Mann auf metallener Lochplatte

Jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden. Ist die Ehe ein veraltetes Konzept? © Bogdan Migulski under cc

Nie zuvor waren die Möglichkeiten, Beziehungen zu leben, so vielgestaltig wie heute. Die lebenslange Bindung scheint heute kaum mehr realisierbar, immerhin wird jede dritte Ehe in Deutschland geschieden. Im Durchschnitt dauern die Ehen etwa fünfzehn Jahre an. Meistens erfolgt die Trennung, wenn die Kinder zehn bis zwölf Jahre alt sind. Einige Sozialwissenschaftler mutmaßen, der Mensch könnte eher für eine serielle Monogamie gemacht sein. Beobachtet man die Lebensstränge von einem Großteil der Menschen, so zeigt sich, dass bei vielen nach mehreren kürzeren Beziehungen im jungen Erwachsenenalter eine längere Beziehung folgt, in der häufig auch die Kinder hineingeboren werden. Nach der Auflösung dieser Lebensbeziehung, oft in der Vierzigerdekade, folgen erneut mehrere kürzere Beziehungen, bis man sich eventuell noch einmal länger für das Alter bindet. Nicht selten verlieben sich Frauen und Männer ab Fünfzig wieder neu, oftmals mit einer vorsichtigeren, aber reiferen Herangehensweise, und wollen den zweiten Lebensabschnitt mit einer neuen Liebe beschreiten.

Kriterien für die Partnerwahl

Für die Männer kommt es vor allem auf das Äußere an? So lauten zumindest die gängigen Vorurteile. Doch Umfragen zeigen, dass die Attraktivität als Partnerschaftskriterium bei den Befragten unabhängig vom Geschlecht nicht an erster Stelle steht. Innere Werte, wie zum Beispiel sich gut miteinander unterhalten zu können oder gemeinsam Spaß zu haben, werden als wesentlich wichtiger eingeschätzt. Gleiche Wertvorstellungen, die partnerschaftliche Intimität und ein souveränes Auftreten im gesellschaftlichen Kontext sind ebenfalls entscheidende Kriterien für die Partnerwahl.

Eine Studienauswertung des Psychologieprofessors Gregory Webster von der University of Florida kommt zu dem Schluss, dass es für Menschen auf der Suche nach dem geeigneten Partner bestimmte Deal Breaker gibt, aufgrund denen eine Partnerschaft nicht zustande kommt. Die Deal Breaker beziehen sich unter anderem auf den Bindungsstil des möglichen auserwählten Partners, also zum Beispiel, ob er monogam lebt und wie viel Nähe und Distanz er braucht. Welche Beziehungsziele hat er? Auch werden neben unerwünschten Charaktereigenschaften und unterschiedlichen religiösen Ansichten ein etwaiger differierender sozialer Status und das äußere Erscheinungsbild berücksichtigt. Ebenso wird auf den Lebensstil geachtet. Wie gesund ernährt sich jemand? Raucht er oder ist er sportlich? Innerhalb dieser Kontinuen scheinen sich die meisten bei ihren Überlegungen zur Partnerwahl zu bewegen. Insbesondere Frauen und Menschen mit festen Bindungsabsichten achten stärker auf die Deal Breaker. Wie jedoch jeder einzelne innerhalb der Kriterien gewichtet, ist offenbar interindividuell variierend. Ein Charakterzug oder eine Verhaltensweise, die für die eine Person bei der Partnerwahl ein Deal Breaker ist, kann für eine andere vollkommen in Ordnung sein.

Ähnlichkeit als Erfolgsrezept für Beziehungen?

Junges Paar, Mann mit Strohhut, vor grünen Hügeln

Wer Gemeinsamkeiten entdeckt, findet sich sympathisch. © NICOLA F under cc

Als Klassiker in der Sozialpsychologie gelten die Theorien und Studien des US-amerikanischen Sozialpsychologen Donn Byrne. Je ähnlicher Menschen einander einschätzen, desto sympathischer finden sie sich. Die empfundene Ähnlichkeit hat einen großen Einfluss darauf, wie attraktiv man sein Gegenüber bewertet.
Für den Auftakt einer romantischen Beziehung scheint die antizipierte und empfundene Ähnlichkeit eine wichtige Rolle zu spielen. Eine Studie mit amerikanischen College-Studenten zeigt, dass je ähnlicher die Probanden ihren aktuellen Dating-Partner in Bezug auf ihre eigenen, für wichtig befundenen religiösen Ansichten und Interessen einschätzten, desto zufriedener waren sie mit ihrer Wahl noch Wochen später. Werden aus den gemeinsamen Interessen gemeinsame Hobbys, können diese auch noch Jahre später der Kitt sein, der beide miteinander verbindet.

Ähnliche Erlebnisse aus der Kindheit und dem bisherigen Leben sorgen für eine Verbundenheit. Aus diesem Grund gelten oftmals Partnerschaften mit Beziehungspartnern, die einen geringeren Altersabstand haben, als stabiler. Und dennoch scheitern so viele Beziehungen? Gibt es eventuell weitere Kriterien, auf die man bei der Partnerwahl achten sollte?

Gründe für Trennungen

Erste Studien deuten darauf hin, dass bei Paaren, die sich trennen oder unglücklich miteinander leben, eine unterschiedliche psychische Stabilität vorzuliegen scheint. Ist ein Partner eher ruhig und ausgeglichen und der andere gereizt und nervös, kann es unter Umständen langfristig zu Differenzen kommen.

Andere Studien offenbaren Unterschiede hinsichtlich bestimmter Kommunikations- und Verhaltensmuster. So neigen beispielsweise viele Männer anscheinend dazu, unter Stress eher angespannt zu reagieren und ihre Unterstützungsressourcen zu verlieren, wenn die Partnerin sich mit einem Problem emotional zu öffnen versucht. Partnerschaften, in denen eine Person eher zu einem aktivierenden und fordernden Verhalten neigt, mit dem Wunsch nach der Entwicklung der Partnerschaft und eingehenden Verhaltensänderungen, und die andere Person darauf eher mit Rückzug und emotionalem Verschließen reagiert, sind von einer größeren Beziehungsunzufriedenheit gekennzeichnet.
Es scheint also noch weitere Kriterien zu geben, auf die man bei der Partnerwahl achten sollte.

Worauf man bei der Partnerwahl achten sollte

Hände und Arme von altem Paar, Schwarz-Weiß-Bild

Wie kann eine Partnerschaft lebenslang gelingen? © 白士 李 under cc

Wie Partner die eigenen Emotionen regulieren können, scheint ein wichtiger Punkt bei der Auswahl des Lebenspartners zu sein. Der Umgang mit den Emotionen ist umso entscheidender, weil manche dazu neigen, ihre Impulsivität und die negativen Emotionen im Außen abzuarbeiten. Die Fähigkeit des anderen, auftretende Konflikte zu lösen, und sie nicht etwa auszusitzen oder eine Schuldumkehr zu betreiben, sollte, „ehe man sich ewig bindet“, vorab eruiert werden.

Ferner sind bei der Partnerwahl auf die persönliche Integrität und die Fähigkeit zur Selbstreflexion zu achten. Ist der andere tatsächlich zu einer Einsicht fähig und zur Weiterentwicklung bereit oder gibt er es nur vor, dazu fähig zu sein?
Wie effizient sind die Beziehungsgespräche? Und kommt es danach tatsächlich zu einer Verhaltensänderung, auch langfristig, oder bleibt es bei den immerwährenden Versprechungen? Wie hoch ist sein Commitment für die Beziehung? Wie verbindlich verhält er sich?
Welche Ziele hat der Partner? Was tut er konkret für deren Umsetzung? Bleibt es bei den Luftschlössern hinsichtlich beruflicher und privater Ziele, die man „irgendwann einmal“ erreichen möchte? Wie langfristig werden die Pläne ausgestaltet und angegangen? Werden die Wünsche und Pläne beider Beziehungspartner gleichberechtigt berücksichtigt und versucht zu realisieren?
Liegt eine persönliche Integrität vor, stimmen die Werte und Ziele mit der Lebenspraxis überein. Bei einer vorliegenden Integrität genauso wie bei einer Veränderungsbereitschaft werden das Gesagte und das Verhalten auch langfristig übereinstimmen.

Auf diese Kriterien sollte man bei der Partnerwahl achten. Nur so kann an auftretenden Problemlagen innerhalb einer Beziehung gearbeitet werden, die Zufriedenheit beider Partner gewährleistet werden und eine individuelle sowie beiderseitige Entwicklung ist gestaltbar.