Jugendliche Punks im Park

Jugendliche Punks im Park © Patrick under cc

Mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres häufen sich wiedereinmal die Meldungen über tausende unbesetzte Lehrstellen in Deutschland. Von einem Azubimangel ist die Rede. So schreibt z.B. die Berliner Morgenpost, dass allein in Berlin und Brandenburg 7.000 Lehrstellen unbesetzt sind. Darüber hinaus wird eine allgemeine Lustlosigkeit beklagt: Viele Jugendliche würden nicht auf die Anschreiben der Jobcenter reagieren und bestenfalls ein Drittel würde zu den Nachvermittlungsaktionen der Bundesagentur für Arbeit erscheinen, so die Berliner Zeitung und die Morgenpost.

Auch bei vielen jungen Arbeitnehmern sieht es nicht anders aus: Immer häufiger beklagen Arbeitgeber Unpünktlichkeit, Arbeitsverweigerung und allgemeine Unlust.

Des Weiteren wird gemäß dem Statistischen Bundesamt jeder fünfte Ausbildungsvertrag vorzeitig aufgelöst bzw. gekündigt. Dabei geht die Initiative zur Auflösung überwiegend von den Auszubildenden aus, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung schreibt. Mögliche negative Konsequenzen sind schlechtere Chancen für die Jugendlichen bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt sowie enttäuschte Betriebe, die sich aus der Ausbildung zurückziehen.

Gründe für Arbeitsunlust bei Jugendlichen

Laut Bundesministerium für Bildung und Forschung gab der überwiegende Teil der Befragten betriebliche Gründe für die Vertragslösung an. Hierbei wurden insbesondere Konflikte mit anderen im Betrieb arbeitenden Personen sowie ungünstige Arbeitszeiten genannt. Auch fachliche Überforderungen werden, wenn auch vergleichsweise selten und vorrangig von Hauptschülern, genannt.

Überforderung durch gesellschaftliche Anforderungen und mangelnde Frustrationstoleranz

Vor allem scheint es aber so, als fiele es den Jugendlichen schwer, sich generell den Anforderungen eines Arbeitsalltags zu stellen, wie Winterhoff, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, in der Praxis beobachtet. So scheint es für viele Jugendliche z.B. ein Problem zu sein, morgens trotz Müdigkeit aufzustehen um zur Arbeit zu gehen.

Als Ursache dieser fehlenden Fähigkeit und Bereitschaft, ein funktionierender Teil der Gesellschaft zu sein, sieht Winterhoff die mangelnde Frustrationstoleranz bei Jugendlichen. Viele Jugendliche seien einfach nicht bereit, ihre eigene Arbeitsunlust zu überwinden und etwas zu tun, worauf sie keine Lust haben. So kostet zum Beispiel das morgendliche Aufstehen eine gewisse Überwindung. Ebenso das abendliche Zubettgehen trotz z.B. Feierfreudigkeit erfordert eine gewisse Selbstdisziplin, die viele nicht (auf-)bringen wollen. Darüber hinaus gehört es dazu, nicht sofort die Flinte ins Korn zu werfen, sobald Schwierigkeiten oder Konflikte auf Arbeit entstehen.

Wie entsteht Frustrationstoleranz?

Kinder und Jugendliche müssen lernen, dass sie nicht immer ihren Willen durchsetzen können und vorgegebene Grenzen und Regeln einzuhalten haben, so Winterhoff. Häufig ist zu beobachten, dass Eltern sich den Kindern auf einer eher partnerschaftlichen Ebene nähern. Immer öfter wird alles ausdiskutiert, anstatt sich eher anweisend und erziehend zu verhalten. Dabei müssen Kinder erfahren, dass sie sich gewissen Strukturen ohne Diskussion unterzuordnen haben; zunächst den elterlichen, später den gesellschaftlichen, Strukturen. Kinder und Jugendliche erfahren so, dass nicht nur Rechte sondern auch Pflichten dazu gehören, um ein funktionierender Teil der Gesellschaft zu sein.

Quellen: