Eine toxische Liebe hat Auswirkungen auf dein Wohlbefinden. Manche Menschen sind richtiggehend emotional erschöpft. Sie glauben, dass ihr Alltag sie stark belastet. Und das tut er gewiss auch. Ungeachtet dessen läuft man eben nicht mehr zu Hochformen auf, wenn die »Batterien« bereits geschwächt sind. Wer sich beispielsweise in einer Partnerschaft befindet, die emotional zehrend ist, der wird automatisch weniger Kraft für den Alltag übrig haben. Doch woran kannst du erkennen, dass deine Partnerschaft dich schwächt, dass du in einer toxischen Liebe feststecken könntest?

Toxische Liebe: Woran du sie erkennen kannst

Möglicherweise befindest du dich in einer anderen Konstellation als in einer Partnerschaft. Auch Affären, Freundschaften, Familienbande oder kollegiale Verbindungen können emotional schwächend sein. Der Einfachheit halber beziehen wir die nachfolgenden Punkte jedoch auf eine Partnerschaft, da hier eine besonders intensive Verbindung zwischen zwei Menschen vorherrscht, die emotional sehr nahe geht und dementsprechend kräftezehrend sein kann. Folgende Anzeichen einer toxischen Liebe, die dich emotional erschöpft, können sein:

Deine Bedürfnisse haben keinen Stellenwert

Frau mit halblangen Haaren steht vor einer Holzwand

Eine toxische Liebe zehrt dich emotional aus. © Philo Nordlund under cc

In einer Partnerschaft, in der du hintanstehst und deine Bedürfnisse nicht zählen, wirst du geschwächt. Anfangs äußerst du sie vielleicht noch und sagst, was du möchtest oder was dich stört. Doch irgendwie werden deine Äußerungen immer wieder übergangen. Es wird davon abgelenkt oder man versucht, dich zu überzeugen. Zudem kann es sein, dass deine Bedürfnisse und Wünsche lächerlich gemacht werden oder als absurd hingestellt werden. Es gibt viele Wege in einer toxischen Liebe, welche die betroffene Person schlecht fühlen lassen. Und weil du dieses schlechte Gefühl beziehungsweise daraus entstehende mögliche Konflikte vermeiden möchtest, passt du dich an. Du gehst faule Kompromisse ein, immer wieder.

Diese halbgaren Kompromisslösungen gereichen deinem Gegenüber zum Vorteil, aber niemals dir. Andernfalls gäbe es Streit in der Partnerschaft. Denn dein Beziehungsmensch ist nicht bereit, auch nur ein Stück weit auf dich zuzugehen. Irgendwann wirst du selbst deine Bedürfnisse weniger wahrnehmen wollen, weil du weißt, dass sie sowieso nicht ernstgenommen werden.

In der Psychologie spricht man dabei von einer kognitiven Dissonanzbeseitigung. Wenn zwei oder mehrere Kognitionen, wie zum Beispiel Einstellungen, Gefühle, Wahrnehmungen und Lebensmuster nicht übereinstimmen, entsteht ein inneres Unwohlsein. Dieses versuchen Menschen, zu beseitigen, indem sie eine Kognition der anderen anpassen.
Merkst du zum Beispiel, dass du in deiner Partnerschaft nicht für voll genommen wirst, hast aber dennoch das Gefühl, deinen Beziehungsmenschen zu lieben, wirst du dir vermutlich über kurz oder lang einreden, dass alles halb so wild ist. Du wirst dir das Verhalten deines Beziehungsmenschen schönreden, damit du bei ihm bleiben kannst.

Immer wiederkehrende Konflikte

Gibt es in deiner Partnerschaft immer wieder Themen, die besprochen werden und in Streits oder einem verbalen Gezerre ausarten? Kommen diese Themen immer wieder auf den Tisch, aber ihr findet einfach keine Lösung? Stattdessen gibt es Streits, die aufwühlen, vielleicht auch Trennungsandrohungen und Ignorieren des anderen.

Möglicherweise ist eure Kommunikation ganz allgemein von vielen Unstimmigkeiten, Anspannungen und Missverständnissen bestimmt. Du hast das Gefühl, ständig falsch verstanden zu werden. Alles, was du sagst, bekommt dein Gegenüber in den falschen Hals. Demzufolge bewegst du dich immer vorsichtiger in deiner Beziehung und passt auf, was du sagst.

Dieser Zustand der permanenten Wachsamkeit erschöpft dich emotional.

Nicht vertrauen können

Ein rotes Herz auf dem Asphalt ist zerkratzt

Die Erkenntnis, dass die Beziehung nicht so gut sein könnte, wie man dachte, ist schmerzhaft. © Franco Folini under cc

Fragt man eine Person, ob sie ihrem Beziehungsmenschen vertraut, werden die meisten spontan mit »Ja« antworten. Wer sich in einer glücklichen Beziehung befindet, für den wird das sicherlich auch zutreffen. Doch wie viele Menschen antworten mit »Ja« und spüren dann unsicher in sich hinein. Da erklingt ein leiser Zweifel, dass es im Grunde nicht so ist. Allerdings möchte niemand diesem Zweifel Raum geben. Denn wenn du deinem Beziehungsmenschen nicht vertrauen könntest, müsstest du dich im Grunde trennen. Auch hier greift wieder das Prinzip der kognitiven Dissonanzbeseitigung. Du übergehst dein mangelndes Vertrauen in deinen Beziehungsmenschen, spielst dein Bauchgefühl herunter und widmest dich anderen Themen.

Im Zuge der Prüfung, warum du emotional erschöpft bist, wird es Zeit, einmal auch diesen Sachverhalt zu durchleuchten. Kannst du wirklich deinem Beziehungsmenschen vertrauen? Er wird vielleicht nicht fremdgehen, aber inwieweit hast du in anderen Dingen Vertrauen zu ihm?

Hält er Verabredungen ein? Kannst du dich auf ihn verlassen? Gibt es Stress, wenn du etwas von ihm möchtest, was ihn anstrengen würde? Kannst du sicher sein, dass er dich nicht im Freundes- oder Familienkreis maßregelt oder bloßstellt?

Wie schnell wirst du beiseite geschoben, wenn dein Beziehungsmensch doch etwas anderes vorhat? Natürlich kann es sein, wenn beispielsweise eine Freundin oder ein Freund in der Stadt ist, die/der sonst woanders wohnt, dass dein Beziehungsmensch sich spontan mit ihm oder ihr verabreden wird und dich bittet, eure Verabredung auf einen anderen Tag zu verschieben. Daran ist nichts Verwerfliches. Doch was ist, wenn sich solche und die zuvor genannten Unzuverlässigkeiten häufen? Was macht das mit dir?

Kurzum: Kannst du auf die Loyalität deines Beziehungsmenschen vertrauen?

Und wie steht es mit dem Verhalten deines Beziehungsmenschen nach einem Streit? Falls er sich entschuldigt: Folgen den Entschuldigungen auch wirklich Verhaltensänderungen? Oder hält er nur leere Versprechungen parat, damit du endlich Ruhe gibst und ihn nicht weiter stresst?

Auch dieses mangelnde Vertrauen in einer toxischen Liebe führt zu einer Grundanspannung bei dir, die dich emotional erschöpft.

Du kannst dich nicht frei entfalten

Wenn schon in deiner Beziehung nicht auf deine alltäglichen Bedürfnisse Rücksicht genommen wird, wie steht es dann mit der Verwirklichung deiner Lebensträume, deiner individuellen Entfaltung?

Paar sitzt auf grüner Wiese und schaut auf Wassers

Eine glückliche Partnerschaft erfordert Kompromissbereitschaft und Respekt von beiden Seiten. © rhiannonmckinley under cc

Möglicherweise bremst dein Beziehungsmensch deine individuelle Entwicklung aus. Er möchte dich bei sich behalten und sagt, dass er Angst hat, dich zu verlieren. Er redet dir die Verwirklichung deiner Träume aus oder spricht dir die Fähigkeiten bei der Umsetzung dieser ab. Das verunsichert und schwächt dich. Am Ende bleibst du lieber in deiner sicheren Komfortzone. Dein anfänglicher Mut, dich weiterzuentwickeln und etwas Neues auszuprobieren, wurde dir genommen. Du verlierst nicht nur das Vertrauen in deine Träume, sondern auch in deine Fähigkeiten zur Umsetzung dieser Träume.

Wer nicht in Einklang mit seinen Werten lebt, der wird auf lange Sicht immer unzufriedener. Es kann zu einer inneren Leere kommen oder dass man schneller aus der Haut fährt. Eventuell wirst du antriebsloser, weil du dir denkst, es hat doch sowieso keinen Zweck. Egal was du tust, egal welche Veränderungen du innerhalb deiner Partnerschaft vorschlägst, du kommst einfach nicht weiter. Das brennt dich emotional aus.

Emotional erschöpft durch toxische Liebe: Was nun?

Der erste Schritt ist zu erkennen, dass du nicht mehr da sein möchtest, wo du gerade bist.

Bemerke die Punkte, die dich in deiner Partnerschaft begrenzen und emotional ausbrennen. Vermutlich wirst du zunächst mit deinem Partner oder deiner Partnerin darüber sprechen wollen, in der Hoffnung, ihr könntet es beide gemeinsam ändern. In den meisten Fällen sind solche Versuche jedoch wenig erfolgsversprechend. Meistens wirst du nur weiter hingehalten. Dennoch kannst du dir die Zeit geben, um dir mit deiner Einschätzung wirklich sicher zu sein.
Praktiziere Veränderungen in kleinen Schritten, wenn du den kompletten Cut-off in Bezug auf die toxische Liebe noch nicht ziehen kannst. Es sei denn, deine körperliche und seelische Unversehrtheit sind gefährdet, dann gibt es keine andere Alternative, als zu gehen.

Oft ängstigt uns das Unbekannte. Lieber bleiben wir in Beziehungsmustern, die wir kennen. Die toxische Liebe erscheint uns besser als gar keine Partnerschaft. Doch ehe du in einem Beziehungs-Burnout endest, solltest du dich aus der toxischen Liebe befreien.