Narzissmus und Geld ist ein Thema, das für viele Partnerinnen und Partnern in einer dysfunktionalen Beziehung mit narzisstischen Personen von Verschwendung und Verschuldung gekennzeichnet ist. Oft stecken die betreffenden Partnerinnen und Partner durch Gaslighting, Herabsetzung und Schuldumkehr in einer tiefen Wahrnehmungsverwaschung, in Minderwertigkeitsgefühlen und emotionalen Auf und Abs fest, sodass sie nicht bemerken, warum so wenig Geld vorhanden ist und die Schulden immer weiter klettern.
Narzissmus und Geld: Wo geht es hin?
Eine Frau berichtete mir einmal, dass sie glaube, nicht genügend zu verdienen, nicht gut mit Geld umgehen zu können und letztendlich das Leben nicht bestreiten zu können. Ihr Selbstwert war im Grunde nicht mehr vorhanden, ihre Stimmung beschwert und niemals sorgenfrei. Im Gespräch stellte sich heraus, dass diese Annahmen über sich nicht von ihr stammten, sondern ihr von ihrem Mann immer wieder unterschwellig suggeriert wurden. Die Frau befand sich im Trennungsprozess und hatte Angst vor dem neuen Lebensabschnitt. Sie glaubte, finanziell nicht auf eigenen Beinen stehen zu können, und hatte Katastrophenszenarien im Kopf, irgendwann auf der Straße leben zu müssen. Aus der Beziehung ging sie mit Schulden hervor, was sie zusätzlich belastete.
Realitätsabgleich wichtig
Im Zuge des Trennungsprozesses wagte sie sich Schritt für Schritt aus ihrem Mäuseloch heraus. Sie kaufte nur das Nötigste, um sich nicht zu verkalkulieren. Mit der Zeit stellte sie fest, dass ihr Verdienst ausreichte, für sich und die Kinder. Und dass sie sehr gut mit dem Geld umgehen konnte, sogar noch etwas zurücklegen und die Schulden verringern konnte. In kleinen Schritten, Stück für Stück, aber es funktionierte.
Ihr Ex-Mann hingegen lebte sein Leben so weiter wie bisher. Er ging viel aus, aß häufig unterwegs, kaufte technische Geräte und klagte immer wieder über Geldsorgen – und darum, dass der Unterhalt für die Kinder eigentlich viel zu hoch angesetzt sei.
In der Ehe hatte er ihr vorgeworfen, sie sei diejenige, welche nicht mit Geld umgehen könne und mehr ausgeben würde, als sie beide zur Verfügung hätten. Nun zeigte sich, dass sie es war, die zurechtkam. Im Grunde war er der Part gewesen, der das finanzielle Fundament in ihrer Ehe stets ins Wanken gebracht hatte. Doch damals hatte sie es nicht sehen können, weil sie seine Meinung für die Wahrheit hielt. Sie internalisierte seine Vorwürfe unbewusst und ängstigte sich dadurch.
Viele Narzissten: Impulsiver Umgang mit Geld
Narzisstinnen und Narzissten sind nicht selten verschuldet, aber auch großzügig, wenn es ihnen nutzt und sie dadurch Bewunderung erfahren. Bei vielen narzisstischen Menschen ist das Verhältnis zum Geld ambivalent. Es besteht kein solider, gleichmäßiger Umgang damit. Geld wird häufig von Menschen mit dieser Persönlichkeitstendenz als Mittel zur Macht und Manipulation eingesetzt. Es dient der Kompensation der inneren Leere oder der unguten Gefühle. Geld ist stark mit ihrem Bedürfnis nach Status, Bewunderung und Kontrolle verbunden.
Erhebung, Materialismus und kompulsives Kaufen
Gemäß einer Studie der Psychologieprofessorinnen Irena Pilch und Małgorzata E. Górnik-Durose scheinen grandiose und vulnerable Narzissten/Narzisstinnen anfällig für einen exzessiven Konsum zu sein aufgrund einer materialistischen Gesinnung.
Materialismus und mangelnde Selbstregulation
Viele scheinen prestigehaltige Produkte zu bevorzugen. Sie legen offenbar mehr Betonung auf den symbolischen statt auf den funktionalen Wert von Gütern. Und sie grenzen sich über Materialismus gegenüber anderen Personen zugunsten des eigenen Selbst/der eigenen Selbsterhöhung ab. Das zeigt ein Review von Dr. Sylwia Cisek von der University of Southampton und ihrem Forschungsteam.
Der Zusammenhang zwischen Narzissmus und einem kompulsiven, also obsessiven bzw. zwanghaften Kaufverhalten könnte sich gemäß einer Studie über eine materialistische Einstellung und eine verminderte Impulskontrolle erklären lassen. Offenbar scheint die mangelnde Selbstregulation bei narzisstischen Personen zu einer höheren Wahrscheinlichkeit für Suchtverhaltensweisen wie zum Beispiel exzessivem Kaufen zu führen.
Der instabile und unvorhersehbare Umgang mit Geld seitens narzisstischer Menschen führt dazu, dass finanzielle Entscheidungen oft emotional-impulsiv und strategisch-manipulativ getroffen werden. Sie sind weniger auf Rationalität und Langfristigkeit ausgelegt.
Es gibt typische Verhaltensweisen, die bei vielen narzisstischen Personen in Bezug auf Geld beobachtet werden können:
1. Übermäßiger Konsum
Viele narzisstische Menschen neigen zu einem verschwenderischen Lebensstil, der ihren Wunsch nach Anerkennung und Bewunderung sowie manchmal auch ihren Größenwahn widerspiegelt. Sie geben oft mehr Geld aus, als sie besitzen, um ihren illusionierten Status zu untermauern. Nicht selten wird durch teure Kleidung, technische Geräte und andere Luxusgüter versucht, ein bestimmter Lebensstil zu führen. Narzisstische Personen möchten von anderen anerkannt und beneidet werden. Sie zeigen gerne ihre Errungenschaften und prahlen direkt oder indirekt damit, um das Bild einer erfolgreichen Person zu vermitteln oder Zuspruch zu bekommen.
Die eigene finanzielle Grundlage wird dabei häufiger aus den Augen verloren. Es kann zu Krediten und Verschuldungen kommen. Kommt eine Suchtproblematik wie Alkoholsucht, Spielsucht oder Sexsucht hinzu, fließt mitunter viel Geld in diese Bereiche.
Während sie viel ausgeben, müssen sich Partnerinnen und Partner von narzisstischen Menschen nicht selten für jeden „zu teuren“ Lebensmitteleinkauf rechtfertigen, welcher der Grundversorgung dient. All ihre Ausgaben müssen transparent sein, die Ausgaben der narzisstischen Personen bleiben dagegen oft im Dunkeln.
2. Geld als Machtinstrument
Personen mit narzisstischen Charakterstrukturen sehen Geld auch als Mittel, um Macht und Einfluss auszuüben. Beispielsweise nutzen manche ihren finanziellen Status, um sich als überlegen darzustellen oder andere zu dominieren.
Es kann ein unverhältnismäßiger Geiz (beispielsweise gegenüber der Familie, obwohl Geld vorhanden ist) auftreten, um Angehörige zu gängeln und zu drangsalieren. Deshalb werden manche Narzissten als geizig empfunden.
Manchmal wird Geld entzogen, wenn die andere Person nicht so „funktioniert“, wie es ein narzisstischer Charakter wünscht. Andersherum gibt es finanzielle „Belohnungen“, wenn die Person gegenüber sich entsprechend den Vorstellungen eines narzisstischen Charakters verhält. Geld dient ebenso für manche narzisstische Personen dazu, um einen anderen Menschen wieder an sich heranzuziehen, wenn dieser sich aufgrund von Streitereien aus einer Beziehung entfernt. Befindet sich der Mensch dann wieder an den für ihn vorgesehenen Platz in der Beziehung, werden die Gelder häufig wieder reduziert oder als Druckmittel verwendet.
Zu häuslicher Gewalt zählt auch die finanzielle Gewalt. In vielen Partnerschaften wird über das Geld der Partnerinnen und Partner von narzisstischen Personen verfügt. Das gemeinsame Geld wird kontrolliert. Finanzielle Entscheidungen werden von den narzisstischen Personen allein getroffen. Oder es wird solange darauf beharrt, bis diese durchgehen. Oder es wird der Zugang zu Ressourcen für den Partner oder die Partnerin eingeschränkt. Durch den Zusammenhang von Narzissmus und Geld wird das Machtungleichgewicht und die Abhängigkeit in einer toxischen Partnerschaft noch verstärkt.
3. Keine Verantwortungsübernahme
Viele narzisstische Menschen übernehmen nur so viel Verantwortung wie nötig, wie es ihnen angenehm ist und ihnen nützt. Eine Kompensationsstrategie zur Vermeidung negativer Gefühle oder einer drohenden Destabilisierung des Selbstwertes ist Verdrängung und Schuldumkehr. Durch das eigene Verhalten verursachte Schulden oder Geldknappheit werden ausgeblendet. Stattdessen wird einer anderen Person, zumeist dem Beziehungsmenschen, dafür die Schuld gegeben.
Manipulation und Druck, um Geld zu bekommen
Herrschen finanzielle Probleme, werden diese nicht in eigener Verantwortungsübernahme behoben. Vielmehr wird nach Wegen gesucht, andere zu manipulieren oder auszunutzen, um aus dieser Misere wieder herauszukommen. So kommt es, dass beispielsweise Partnerinnen und Partner narzisstischer Menschen Lebens- oder Rentenversicherungen auflösen, auf ihren Namen Kredite aufnehmen und sich mit verschulden.
Sie sind emotional so eng verstrickt mit einem narzisstischen Menschen in einer toxischen Partnerschaft, wollen den Beteuerungen der narzisstischen Person glauben, dass es finanziell bald wieder besser läuft, und fürchten außerdem den Unmut der Person, wenn sie den Zugang zu Geldmitteln verweigern. Mitten im narzisstischen Nebel von Gaslighting, heftigen Streits und Abwertung bemerken viele nicht, dass sie in einen Strudel aus Finanzproblemen geraten.
Narzissmus und Geld: Abgrenzung existenziell!
Nicht nur in emotionaler Hinsicht zugunsten der eigenen seelischen Gesundheit, sondern spätestens auch in finanzieller Hinsicht wird die Abgrenzung von einer destruktiven Partnerschaft wichtig. Es gilt, eine Verschuldung von sich zu vermeiden. Das ist vor allem deshalb so schwer, weil bei vielen Betroffenen der Selbstwert und der Glaube an die eigene Fähigkeit, im Leben alleine glücklich bestehen zu können, oft nicht mehr stabil vorhanden sind. Sie wurden emotional und selbstwerttechnisch ausgehöhlt. Doch nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Thematik von Narzissmus und Geld gilt, sich aus dem toxischen Nebel heraus zu kämpfen und eigenverantwortlich zu handeln. Es gilt, stark zu bleiben und seinen Weg weiterzugehen. Vor allem dann, wenn die narzisstische Person einen wieder zu sich heranziehen möchte, indem sie über verschiedene Verhaltensweisen versucht zu verhindern, dass du gehst.
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