Häufig wird darüber diskutiert, was eine gute Partnerschaft ausmacht. Die zwei geläufigsten Thesen lauten „gleich und gleich gesellt sich gern“ und „Gegensätze ziehen sich an“. Doch kann man jetzt pauschal sagen, was davon zutreffend ist? Eine Studie mit glücklichen Paaren suchte im Hinblick auf die fünf Hauptpersönlichkeitsmerkmale „Big Five“ (Borkenau & Ostendorf, 2008) nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden.

Gleich und gleich gesellt sich gern

Junges Paar Arm in Arm

Junges Paar amüsiert sich © Tony Alter under cc

Rammstedt und Schupp (2008) haben mehr als 6.000 Paare untersucht und kamen zu dem Schluss, dass eine Übereinstimmung von Ansichten darüber entscheidet, wie lange eine Partnerschaft andauert. Demnach sollten Partner einen ähnlichen Blickwinkel auf die Dinge haben.

Des Weiteren fanden sie heraus, dass die Beziehungen erfolgreich verlaufen, in denen beide Partner ähnliche Ausprägungen in den Eigenschaften Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Erfahrungen aufweisen.

Verträglichkeit

Sehr verträgliche Menschen sind äußerst verständnisvoll, aufopfernd und stark harmoniebedürftig. Sind beide nun sehr mitfühlend und darum bemüht es dem anderen Recht zu machen, werden sie auch Einschnitte ihrer Wünsche und Bedürfnisse in Kauf nehmen, um die Beziehung möglichst konfliktfrei zu gestalten.

Gewissenhaftigkeit

Gewissenhafte erledigen ihre Aufgaben in der Regel sehr ordentlich und zuverlässig. Sie sind dafür bereit, große Anstrengungen auf sich zu nehmen. Legen beide nun einen gewissen Perfektionismus zu Tage, werden sie sich über Versäumnisse des anderen nicht streiten müssen. Keiner sieht einen Anlass sich darüber zu beschweren, dass die anfallenden Aufgaben im Haushalt nur halbherzig erledigt werden.

Offenheit für Erfahrungen

Wer offen für Erfahrungen ist, möchte neue Dinge ausprobieren, braucht ständige Abwechslung und ist wissbegierig. Sind nun beide offen für neue kulturelle und kulinarische Erlebnisse, werden sie sich in ihrer Experimentierfreude ergänzen, indem sie viele gemeinsame Unternehmungen in Angriff nehmen. Wäre nur ein Partner offen, würde dieser sich durch die Vorbehalte seines Gegenübers schnell ausgebremst fühlen, während der andere auf Bewährtes verzichten müsste.

Gegensätze ziehen sich an

Rammstedt und Schupp (2008) konnten weiterhin zeigen, dass sich Unterschiede in den Charaktermerkmalen Neurotizismus und Extraversion auch förderlich auf das Beziehungsleben auswirken können.

Neurotizismus

Neigen beide Partner zu erhöhter Nervosität, Ängstlichkeit bzw. Unsicherheit, werden sie sich gegenseitig wenig Aufmunterung, Schutz und Unterstützung geben können. Dabei sind das doch die Dinge, die man sich von seinem Partner wünscht. Daher ist es hilfreich, einen emotional stabilen Partner zu haben, der einen in Krisenzeiten aufbaut.

Extraversion

Zwei extrem gesprächige Menschen werden sich wohl häufiger darüber streiten, wer im Mittelpunkt steht bzw. gerade mit Sprechen an der Reihe ist. Hier kann es nicht schaden, wenn sich das Gegenüber als etwas ruhiger, guter Zuhörer zeigt.

Kompromisse sind entscheidend

Eine Umfrage von PARSHIP (2011) ergab, dass Kompromissbereitschaft für 66% der glücklichen Paare essentiell wichtig ist. Liegen beispielsweise Unterschiede in punkto Gewissenhaftigkeit vor, ist ein Kompromiss darüber, wie sauber und aufgeräumt ein Haushalt sein sollte, sicher hilfreich. Der eine Partner muss es dann in Kauf nehmen, häufiger den Feudel zu schwingen, während der andere sich nicht beschweren sollte, wenn mal etwas herumliegt. Auch bei der Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen besteht die Möglichkeit auszuhandeln, wie viel Zeit in die gemeinsame Erkundung neuer Sachverhalte sowie Pflege alter Hobbys investiert wird. Wer sich also eine lange Partnerschaft wünscht, sollte zu persönlichen Einschnitten bereit sein.

Quellenangaben

  • Borkenau, P. & Ostendorf, F. (2008). NEO-Fünf-Faktoren Inventar nach Costa und McCrae (NEO-FFI). Manual (2., durchges. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
  • PARSHIP (2011, Januar). Das Geheimnis glücklicher Partnerschaften. Online verfügbar (20.10.2011).
  • Rammstedt, B. & Schupp, J. (2008). Only the congruent survives – personality similarities in couples. Personality and Individual Differences, 45, 533 – 535.