Die erste Spritze beim Kinderarzt sorgt bei den Eltern vorab meist für mehr Aufregung als bei den Kindern. Denn diese wissen zunächst noch nicht, was ihnen blüht. Bei nachfolgenden Terminen sieht es schon anders aus. Dann kann es passieren, dass bereits im Wartezimmer, spätestens beim Anblick des Arztes, das Kind zu weinen beginnt. Trotz allem muss wieder gespritzt werden. Für alle Beteiligten, auch für den Kinderarzt selbst, eine unerfreuliche Aufgabe.
Dennoch sind Impfungen und Blutabnahmen bei Kindern unvermeidbar und gehören zur gängigen medizinischen Vorsorge in Deutschland. Auch bei ernsteren Erkrankungen mit Krankenhausaufenthalten müssen sich die Kinder und mit ihnen die Eltern oft den regelmäßigen Spritzen stellen wie z.B. bei Lumbalpunktionen.
Als Elternteil fühlt man sich oft hilflos und teilt die Angst mit seinem Kind. Gern möchte man helfen und das Kind darin unterstützen, die unliebsame Spritze und den dazugehörigen Schmerz zu bewältigen. Können Eltern also irgendetwas tun, um das Leid ihres Kindes zu verringern?
Verringerung des Schmerzes beim Kind durch Vorbereitung auf die Spritze
Nordamerikanische Forscher werteten 2007 mehrere Studien aus, welche untersuchten, ob sich durch bestimmte Umstände vor und während der Injektion das Schmerzempfinden des Kindes vermindern lässt. Die Gruppe um Schechter et al. fand heraus, dass unter anderem eine altersentsprechende und dem Entwicklungsstand angemessene Vorbereitung auf die bevorstehende Prozedur positiv beeinflussend wirken kann. Dies gilt für alle medizinischen Prozeduren, wie zum Beispiel auch Zahnbehandlungen, denen Kinder im Laufe ihres jungen Lebens ausgesetzt sein können.
Vor allem bei Kindern über 2 Jahren scheint eine angemessene Informationsgebung sinnvoll, so die Forscher. Im Zuge der Vorbereitung des Kindes auf die Prozedur sollten folgende Informationen vermittelt werden.
1.: Was wird passieren?
Zunächst einmal sollte dem Kind mitgeteilt werden, wo die bevorstehende Prozedur stattfinden wird. Darüber hinaus sollte das Kind wissen, wie lange sie voraussichtlich dauern wird und was gemacht wird. Entscheidend ist vor allem mitzuteilen, warum die Behandlung so wichtig ist, z.B. wird geimpft, damit man nicht krank wird.
2.: Wie wird es sich anfühlen?
Die Eltern sollten Auskunft über die Art des Schmerzes geben. Handelt es sich zum Beispiel eher um einen stechenden oder einen drückenden Schmerz. Auch der erwartete Grad des Unbehagens bzw. Schmerzes sollte nicht verschwiegen werden. Hier ist vor allem wichtig, ehrliche Informationen darüber zu geben, wie stark der Schmerz sein wird, um das Vertrauen des Kindes in Bezug auf zukünftige Prozeduren nicht zu verlieren. Wenn das Verständnis entsprechend gegeben ist, kann auf frühere Spritzenerfahrungen, die bereits mutig überstanden wurden, verwiesen werden.
3.: Was kann man tun, um die Prozedur zu erleichtern?
Eltern sollten sagen, was sie während der Prozedur vorhaben, um die Behandlung für das Kind erträglicher zu machen. Darüber hinaus sollten ältere Kinder gefragt werden, was sie denken, was ihnen helfen könnte.
Wann man mit der Vorbereitung des Kindes auf die Prozedur beginnt und wie intensiv sie sein sollte, hängt vom Entwicklungsstand und Angstgrad des Kindes ab. Bei Kleinkindern und Vorschulkindern sollten die Informationen möglichst kurz vor der Behandlung gegeben werden. Dadurch verhindert man ein Eskalieren der Ängste. Bei älteren Kindern ist es abhängig von ihren eigenen Fähigkeiten zur Bewältigung.
Mit dem Geschehen beim Kinderarzt vertraut machen
Neben Informationen zur eigenen bevorstehenden Behandlung kann darüber hinaus versucht werden, dem Kind das Geschehen beim Arzt allgemein näher zu bringen. Hier sind Kinderbücher hilfreich, welche sich mit Themen rund um den Aufenthalt beim Kinderarzt oder im Krankenhaus beschäftigen. Möglicherweise kann auch durch einen Arztspielzeugkoffer mit Stethoskop, Spritze und ähnlichem versucht werden, das Kind spielerisch mit dem Ereignis „Arztbesuch“ vertraut zu machen.
Auf diese Art und Weise haben Eltern die Möglichkeit, ihr Kind auf Arztbesuche besser vorzubereiten und so eventuell die Angst ein wenig zu verringern. Was Eltern tun können, um ihre Kinder auch während der Behandlung zu unterstützen, lesen Sie im zweiten Teil Weniger Angst vor der Spritze beim Kinderarzt – Während der Prozedur.
Quelle:
- Schechter, N.L., Zempsky, W.T., Cohen, L.L., McGrath, P.J., McMurtry, C.M. & Bright, N.S. (2007). Pain Reduction During Pediatric Immunizations: Evidence-Based Review and Recommendations. Pediatrics, 119 (5), e1184-1198.