Die Traumdeutung ist kein einfaches Unterfangen. Daher gibt es zahlreiche Bücher, wie zum Beispiel das „Lexikon der Traumsymbole“, und Internetseiten, die Traumsymbolen eine allgemein gültige Bedeutung zuschreiben. Dies scheint zunächst sehr hilfreich zu sein, da man die Bedeutung der einzelnen Symbole einfach nachschlagen kann. Das Problem bei dieser Form der Traumdeutung ist, dass diese allgemeinen Bedeutungen nicht für jeden Menschen passen, da Objekte und Personen individuell unterschiedlich wahrgenommen werden.

Objektbeziehungstheorie

Traumsymbole Zebra und Schuh

Traumsymbole Zebra und Schuh: Zerlegen und Assoziieren © Shadowgate under cc

Die Objektbeziehungstheorie (Fairbairn, 1958; Klein, 1983) besagt, dass eigene Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens sammeln, insbesondere die Beziehungserfahrungen mit Bezugspersonen, einen Einfluss darauf haben, wie Menschen die Welt wahrnehmen und mit welchen Erwartungen sie an sie herantreten. Wir geben den Objekten daher eine individuelle Bedeutung. Dies ist notwendig, um durch Identifizierung mit gewissen Dingen unsere psychische Stabilität zu bewahren (Kohut, 1973). Dies zeigt sich auch schon im Kindesalter. Demnach kann ein geliebtes Kuscheltier für das Kind Schutz vor den Gefahren der Umwelt bedeuten. Da sich Menschen in ihren Erfahrungen unterscheiden, messen sie den Objekten auch unterschiedliche Bedeutungen zu. Daher kann ein Traumsymbol nicht für alle Menschen die gleiche Bedeutung haben. Nimmt man eine persönliche Traumdeutung vor, sollte man sich die Frage stellen, welche Bedeutung die Traumsymbole für einen selbst haben könnten.

Traumdeutung durch Zerlegen und Assoziieren

Träume sind meist durch eine scheinbar unlogische Geschichte gekennzeichnet. Daher empfiehlt Freud (1900) den Traum in einzelne Bestandteile zu zerlegen und diese durch freies Assoziieren zu deuten. Einzelne Handlungsstränge sollen also getrennt voneinander betrachtet werden. Träumt man zum Beispiel davon mit dem Auto über Wasser zu fahren, sollten die Symbole Auto und Wasser einzeln gedeutet werden.

Beim freien Assoziieren kommt es darauf an, die einzelnen Bestandteile für sich sprechen zu lassen. Man könnte sich also die Frage stellen, welche Bedeutung das Auto und welche das Wasser für einen selbst haben. Beispielsweise bringt der Betreffende das Auto mit Stärke und Sicherheit in Zusammenhang, während er im Wasser, indem er ertrinken könnte, eine Bedrohung sieht.

Diese beiden Teile lassen sich gewissen Persönlichkeitseigenschaften der Person zuschreiben (Jung, 1925). Demnach könnte sich die Person einerseits als unheimlich stark und selbstsicher erleben (Auto), aber diese Stärke in gewissen Situationen auch bedroht sehen und Angst empfinden (Wasser).

Wie läst sich die Traumdeutung nutzen?

Verborgene Wünsche erkennen

Jung (1925) sah den Traum als eine Brücke zwischen dem was wir gerade sind und dem was wir sein könnten an. Es handelt sich bei den Trauminhalten also um nicht gelebte Potentiale, die für den Prozess der Selbstwerdung genutzt werden können. Ein Student, der sich anstatt für das Fach Kunst für das Studium der Rechtswissenschaften entschieden hat, könnte immer noch davon träumen wie es wäre, große Ausstellungen eigener Bilder zu machen. Der Sinn dieses Trauminhaltes liegt also darin, das Individuum an seine Wünsche zu erinnern und es dahingehend zu beeinflussen, etwas für seine Wunscherfüllung zu tun.

Konflikte lösen

Erikson (1955) sieht den Traum als einen Versuch an, ungelöste Konflikte zu lösen. Probleme, die im Alltag nicht bewältigt wurden, zeigen sich im Traum erneut und werden durch diesen bearbeitet. Der Traum bietet sich als Plattform zur Konfliktlösung an, da das Gehirn anders als im Wachzustand weniger äußeren ablenkenden Reizen ausgesetzt ist. Zeigt sich die Lösung in Form von Symbolen, ist eine Traumdeutung durchaus lohnenswert.

Quellenangaben

  • Erikson, E.H. (1955). Das Traummuster der Psychoanalyse. Psyche, 8, 561-604.
  • Fairbairn, W.R.D. (1958). On the nature and aims of psychoanalytical treatment. International Journal of Psychoanalysis, 39, 374-385.
  • Freud, S. (1900). Die Traumdeutung. Wien, Leipzig: Verlag Franz Deuticke.
  • Jung, C.G. (1925). Analytical psychology: Notes of the seminar given in 1925. Zürich: William McGuire.
  • Klein, M. (1983). Neid und Dankbarkeit. In M. Klein (Hrsg.), Das Seelenleben des Kleinkindes. Stuttgart: Klett-Cotta.
  • Kohut, H. (1973). Narzissmus, Eine Theorie der psychoanalytischen Behandlung narzisstischer Persönlichkeitsstörungen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.