Im vorheringen Artikel wurden bereits die extrinsischen Anreizmotive beim Sport und ihre Folgen näher beschrieben. Im Folgenden soll nun die intrinsische Motivation beim Sport genauer erläutert werden. Hierbei stehen vor allem interessengeleitetes Handeln sowie Freude an der Tätigkeit im Vordergrund.

Intrinsische Handlungsmotive

Im Gegensatz zu den extrinsischen Handlungsmotiven liegen die Ursachen für intrinsisch motivierte Handlungen in der positiv empfundenen Erlebnisqualität, die unmittelbar mit dem Handlungsvollzug verbunden ist (Krapp & Weidemann, 2006; Schiefele & Köller, 2001). Der belohnende Effekt stellt sich daher während der Tätigkeitsausführung ein.

Was macht intrinsische Motivation beim Sport aus?

Die intrinsische Motivation beim Sport ist am besten durch die Person-Gegenstands-Theorie des Interesses (Krapp, 2002a; Schiefele, 2001) erklärbar. Diese ist durch Handlungsmotive wie die wertbezogenen und gefühlsbezogenen Valenzen charakterisiert.

Wertbezogene Valenz

Wertbezogene Valenz meint, dass eine Person einem Sachverhalt eine hohe persönliche Bedeutung zuschreibt. Sie geht einer Tätigkeit nach, weil sie sich für diese persönlich interessiert. Der Anreiz ist daher gegenstandszentriert (Krapp, 1999). Dies führt dazu, dass sie das Bedürfnis verspürt, diese Tätigkeit zeitnah und ausdauernd auszuführen (Rheinberg, 2006; Sansone & Smith, 2000). Beispielsweise spielt sie leidenschaftlich gerne und oft Fußball, weil sie sehr an einzelnen Spieltechniken interessiert ist.

Gefühlsbezogene Valenz

Die intrinsische Motivation beim Sport ist durch die gefühlsbezogene Valenz charakterisiert. Dieser zufolge ist eine Tätigkeit nicht nur persönlich bedeutsam, sondern auch von positiven Emotionen wie Lust, Spaß oder Genuss begleitet (Krapp, 1999; Rheinberg, 1996; Schneider, 1996). Die Belohnungswirkung tritt also während der Tätigkeitsausführung auf und endet mit dieser. Daher liegt der Anreiz hierbei auch in der Tätigkeit selbst (Rheinberg, 2006). Demnach könnten während des Fußballspielens die Bewegungen als wohltuend empfunden werden. Zur gefühlsbezogenen Valenz zählen auch das Erleben eigener Kompetenz und sozialer Eingebundenheit.

Erleben eigener Kompetenz

Das Erleben eigener Kompetenz weist einen starken Zusammenhang mit der Lernzielorientierung (Dweck & Legget, 1988; Nicholls, 1984) auf. Im Rahmen dieser beschäftigt sich eine Person intensiver mit einem Sachverhalt, weil sie mehr über ihn wissen oder diesen besser beherrschen möchte. Das Ziel liegt somit im Erwerb von Kompetenz. Beispielsweise möchte sie nicht nur viel über die einzelnen Spieltaktiken beim Fußball in Erfahrung bringen, sondern diese auch praktisch und effektiv auf die Spielsituation übertragen. Werden vorhandene Kompetenzen erfolgreich auf die Problemstellung angewandt, resultiert daraus das Erleben von Selbstwirksamkeit (Bandura, 1997). Diese beinhaltet das Gefühl, die eigenen Fähigkeiten verbessert zu haben oder die Thematik zunehmend besser zu beherrschen (Heckhausen, 1974).

Wunsch nach sozialer Eingebundenheit

Das Erleben sozialer Eingebundenheit kann die Freude an der Ausführung der Tätigkeit deutlich erhöhen (Deci & Ryan, 1985). Beispielsweise erlebt man sich im Rahmen eines Fußballspiels als Teil eines Teams und nimmt somit eine starke Verbundenheit mit seinen Teamkollegen wahr. Dies motiviert dazu, diesem Sport weiter nachzugehen.

Vorteil extrinsischer und intrinsischer Motivation beim Sport

Laut Rheinberg (2006) kann eine extrinsisch begonnene Tätigkeit durch Identifikation in eine intrinsisch motivierte umgewandelt werden. So mag der anfängliche Grund für den Besuch des Fitnessstudios nur darin liegen, die eigene Figur zu verbessern. Im Laufe der Zeit lernt man aber interessante Leute kennen, spürt dass Bewegung Spaß macht oder nimmt eigene Fortschritte wahr. Dies führt dazu, dass man sich immer mehr mit der Tätigkeit identifiziert und ihr öfters nachgeht. Extrinsische und intrinsische Motivation beim Sport können sich daher positiv beeinflussen.

Quellenangaben

  • Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control. New York: Freeman.
  • Deci, E.L. & Ryan, R.M. (1985). Intrinsic motivation and self-determination in human behavior. New York: Plenum.
  • Dweck, C.S. & Leggett, F.L. (1988). A social-cognitive approach to motivation and personality. Psychological Review, 95, 256-273.
  • Heckhausen, H. (1974). Leistung und Chancengleichheit. Göttingen: Hogrefe.
  • Krapp, A. (1999). Intrinsische Lernmotivation und Interesse. Forschungsansätze und konzeptuelle Überlegungen. Zeitschrift für Pädagogik, 45, 387-406.
  • Krapp, A. (2002a). An educational-psychological theory of interest and its relation to self- determination theory. In E.L. Deci & R.M. Ryan (Hrsg.), The handbook of self- determination research (S. 405-427). Rochester: University of Rochester Press.
  • Krapp, A. & Weidemann, B. (2006). Pädagogische Psychologie (5., durchges. Aufl.). Weinheim: PVU.
  • Nicholls, J.G. (1984). Achievement motivation: Conceptions of ability, subjective experience, task choice, and performance. Psychological Review, 91, 328-346.
  • Rheinberg, F. (1996). Flow-Erleben, Freude an riskantem Sport und andere „unvernünftige“ Motivationen. In J. Kuhl & H. Heckhausen (Hrsg.), Motivation, Volition und Handlung. Enzyklopädie der Psychologie C/IV/4 (S. 101-118). Göttingen: Hogrefe.
  • Rheinberg, F. (2006). Intrinsische Motivation und Flow-Erleben. In J. Heckhausen & H. Heckhausen (Hrsg.), Motivation und Handeln (3., durchges. Aufl., S. 331–354). Berlin: Springer.
  • Sansone, C. & Smith, J.L. (2000). Interest and self-regulation: the relation between having to and wanting to. In C. Sansone & J.M. Harackiewicz (Hrsg.), Intrinsic and extrinsic motivation (S. 343-372). San Diego: Academic Press.
  • Schiefele, U. & Köller, O. (2001). Intrinsische und extrinsische Motivation. In D.H. Rost (Hrsg.), Handwörterbuch Pädagogische Psychologie (S. 304-310). Weinheim: Psychologie Verlags Union.
  • Schiefele, U. (2001). The role of interest in motivation and learning. In J.M. Collis & S. Messick (Hrsg.), Intelligence and personality: Bridging the gap in theory and measurement (S. 163-194). Mahwah, NJ: Erlbaum.
  • Schneider, K. (1996). Intrinsisch (autotelisch) motiviertes Verhalten – dargestellt an den Beispielen des Neugierverhaltens sowie verwandter Verhaltenssysteme (Spielen und leistungsmotiviertes Handeln). In J. Kuhl & H. Heckhausen (Hrsg.), Motivation, Volition und Handlung. Enzyklopädie der Psychologie C/IV/4 (S. 119-153). Göttingen: Hogrefe.