Sie lieben Gebäude, Musikinstrumente, Züge etc. und führen eine Liebes- und Sexualbeziehung mit ihnen. Menschen, die Gegenstände lieben, finden deren Formen, Farben, Töne u.ä. anziehend. So kann eine elektromechanische Orgel mit ihren klaren geometrischen Formen zur großen Liebe werden, das kraftvolle Schnaufen einer Dampflok sexuelle Gefühle hervorlocken oder aber die Architektur des Eifelturms bis hin zur Hochzeit führen. Gegenstände unterschiedlichster Art können das Herz von Objektophilen höher schlagen lassen.
Gegenstände lieben mit allem Drum und Dran
Die gesamte Gefühlspalette von Menschen in einer Liebesbeziehung findet sich auch bei Menschen, die Gegenstände lieben. Diese kann von Verliebtheit mit Schmetterlingen im Bauch, über tiefe Liebe, sexuelle Anziehung bis hin zur Eifersucht gehen. Nur dass es sich beim Liebespartner nicht um einen Menschen sondern eben um ein Objekt handelt.
Auch bei den Objektophilen gibt es unterschiedliche Lebensweisen. Einige Objektophile leben monogam und lieben immer nur einen Gegenstand, andere empfinden gleichwertige Gefühle für mehrere Objekte. Wieder andere Menschen, die Gegenstände lieben, pflegen außerdem auch eine Liebesbeziehung zu einem anderen Menschen.
Personen, die Gegenstände lieben, kommunizieren mit ihnen auf unterschiedlichste Art, sei es z.B. über den Klang der Musik oder über visuelle Anzeigen.
Objektophilie als psychische Störung?
Auf den ersten Blick wäre es naheliegend Objektophilie bei den Störungen der Sexualpräferenz einzuordnen. Die Abgrenzung zu Fetischismus wäre insofern gegeben, da es sich nicht nur um reine sexuelle Stimulanz handelt. Für Objektophile besitzen Gegenstände eine eigene Körperlichkeit und Identität.
Oft wird vermutet, dass Personen, die Gegenstände lieben, enttäuscht worden sind, sexuelle Missbrauchserfahrungen gemacht haben und Angst vor zuviel zwischenmenschlicher Nähe haben. Dies scheint jedoch nicht immer der Fall zu sein, wie Aussagen einzelner Objektophiler vermuten lassen. Andere Einzelfallberichte schließen auf autistische Tendenzen. Die scheint jedoch auch nicht auf alle Objektophile zuzutreffen. Bezüglich der möglichen Ursachen ist offenbar die Bandbreite von Menschen, die Gegenstände lieben, groß. Es gilt also in Studien mehr über Menschen mit dieser speziellen Neigung herauszufinden.
Ganzheitliche Betrachtung wichtig
Die Diskussion, Objektophilie als psychische Störung zu klassifizieren, ist demzufolge so einfach nicht zu führen. Vielmehr sollten psychologische Störungsmodelle herangezogen werden, die ganzheitliche Definitionen einer psychischen Störung heranziehen.
Handelt es sich bei Objektophilen um eine Abweichung von der Norm? Statistisch betrachtet ja, denn Menschen, die Gegenstände lieben, sind wahrscheinlich eher in der Minderheit. Darüber hinaus sind Normabweichungen aber vor allem gesellschaftlich definiert und es ist eine Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz – eine Auseinandersetzung, die heutzutage auch immer noch viele Homosexuelle über sich ergehen lassen müssen. Letztendlich scheint es, dass weder Objektophile selbst noch andere Personen durch diese Neigung Beeinträchtigung oder Leidensdruck erfahren – Kriterien der Behandlungsbedürftigkeit, welche heutzutage in Zusammenhang mit der Definition einer psychischen Störung als besonders entscheidend angesehen werden.
In einem exklusiven Interview auf psymag.de gewährt Joachim, ein Objektophiler, einen persönlichen Einblick in sein Leben.
Quellen:
- Erika Eiffel (Apr, 2012). Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Erika_Eiffel [15.06.2012].
- ICD-10-GM Version 2012. Kapitel V Psychische und Verhaltensstörungen (Sep. 2011).
- Was ist eigentlich Objektsexualität? (Feb, 2012). Verfügbar unter: http://www.objektophilia.de/3.html [15.06.2012].
- Wer steht hinter dieser Homepage? (Feb, 2012). Verfügbar unter: http://www.objektophilia.de/6.html [15.06.2012].