Die Psychologie ist ein weites Feld und verfügt schon allein auf dem therapeutischen Sektor über ein ganzes Bündel etablierter Methoden, doch darüber hinaus gibt es seltene Methoden der Psychologie, eine ebenfalls gar nicht so kleine Gruppe. Zum einen sind diese Methoden weltanschaulich umstritten, doch das ist nicht der einzige Grund für ihren Seltenheit. Manchmal scheint es so zu sein, dass die Methode ganz einfach vergessen wurde oder schwer zu erlernen ist.
Diagnostik: Der Nimbus des Hellsehers
Psychologen zehren vom Nimbus des Hellsehers. In der Phantasie ist der Psychologe ein älterer Mann, vorzugsweise mit stechendem Blick, der einem tief in die Seele schauen kann und dem nichts verborgen bleibt. Das stimmt zwar nicht, aber manche Psychologen scheinen diesem Bild nahe zu kommen.
Ekman und die Mikroemotionen
Paul Ekman steht in dem Ruf, Gedanken lesen zu können, dabei hat er nur akribisch und besessen eine spezielle Methode der Diagnostik herausgearbeitet. Er hat sich auf Mikroemotionen oder Mikroexpression spezialisiert und herausgefunden, dass man ihren spontanen Ausdruck nicht willentlich beeinflussen kann. Nach kurzer Zeit ist es möglich, die lächelnde oder betroffene Fassade wieder herstellen, aber in den ersten Sekundenbruchteilen ist der Mensch emotional offen und ehrlich, ob er will oder nicht. Ekman weiß, auf was er bei seinem Gegenüber achten muss und hat das über Jahrzehnte geübt. Neben einem gewissen Grad an Talent und Achtsamkeit ist das vielleicht die wichtigste Komponente für die Beherrschung seltener Methoden: Er hat es immer und immer wieder trainiert und überprüft.
Man kann diese Methode erlernen und damit natürlich nicht wirklich hellsehen, weiß aber, was der andere fühlt. Ekman kennt die Möglichkeiten und Grenzen seines Ansatzes und beschreibt beide in seinem Buch: Ich weiß dass du lügst.
Lowen und der Bogenstand
Alexander Lowen war ein Schüler von Wilhelm Reich, Körperpsychotherapeut und Bioenergetiker. Er kreierte einen Bogenstand, an dem er bestimmte Körperspannungen ablesen und dadurch den Charakter seiner Patienten und gegebenenfalls ihre Pathologien diagnostizieren konnte.
Das gelang sowohl ihm, als auch seinen körpertherapeutisch ausgebildeten Kollegen, bei ihnen fremden Patienten, die bereits eine Diagnose gestellt bekamen, wie man in dem Buch Bioenergetik: Therapie der Seele durch Arbeit mit dem Körper nachlesen kann.
Dass Psychologen mitunter auf die Körperhaltung (Körpersprache), Mimik, Gestik, Stimme und dergleichen achten ist richtig, doch wenige spezialisieren sich so darauf, wie Ekman oder Lowen.
Gegenübertragung
Die Gegenübertragung ist im Grunde eine Spezialisierung auf eine generalisierende Sichtweise. Die Gegenübertragung ist die Summe all dessen, was der Patient jetzt gerade im Therapeuten auslöst, eine spezifische Stimmung, das Gefühl in einer bestimmten Rolle zu sein (sadistischer Vater, wehrloses und verängstigtes Kind). Diese Gegenübertragungen in Gegenwart des Patienten sind typisch für die Konflikte im Leben des Patienten, auch außerhalb der Therapie. Manche Therapeuten haben gelernt das zu sehen und zu deuten, im Grunde ein natürlicher Vorgang, doch man muss auch hier lernen wohin man schauen muss, in diesem Fall auf die eigenen Empfindungen.