Überleben und Fortpflanzen sind die grundlegenden Triebe der biologischen Evolution. Die Bedürfnisse nach Nahrung, Schutz und Nähe gehören dabei an zentraler Stelle zu diesen Grundbedürfnissen. Menschen mit diesem Weltbild gleichen den Jägern und Sammlern von früher.
Spiral Dynamics
Spiral Dynamics ist eines der vielen Systeme, die versuchen die Stufen der menschlichen Entwicklung einzufangen. Der integrale Denker Ken Wilber hat dieses System übernommen, zuvor sprach er von Entwicklungsdrehpunkten, ein System, das er von den Entwicklungspsychologen Blanck & Blanck übernahm. Der Nestor der schweren Persönlichkeitsstörungen, Otto Kernberg, arbeitet ebenfalls mit einem Stufenmodell, auch der Moralpsychologe Lawrence Kohlberg hat ein solches Stufenmodell entwickelt, weitere Namen aus der Psychologie wären Jean Piaget, Margaret Mahler, Leo Montada, Gertrud Nunner-Winkler, Robert Kegan, Philosophen wie Jürgen Habermas und Karl-Otto Apel diskutieren diese Systeme und viele der alten Weisheitstraditionen gehen ebenfalls von einem stufenweisen Entwicklungsprozess aus.
Während Kohlberg bestimmte Aspekte der Entwicklung betrachtet, in seinem Fall die Moralentwicklung, geht Spiral Dynamics eher von Durchschnittswerten aus, die unterschiedliche Entwicklungslinien wie Kognition, Emotion, Selbstbild, Ästhetik, Kommunikation und Moral zu einer Art Durchschnitt zusammenfügten, was die komplizierten Wege der Entwicklung einerseits überschaubarer macht, andererseits natürlich unschärfer und weniger individuell wird.
So ist mit den Entwicklungsstufen der Weltbilder einmal ein individueller Prozess gemeint, zum anderen aber auch ein kollektiver, in dem die einzelnen Gemütslagen und Weltbilder typische Stufen überall auf der Welt abzubilden meinen. Eine Sicht die man für eurozentrisch halten kann, aber wir finden zum einen überall auf der Welt die gleichen Basisaffekte und Kernberg formuliert, für das konventionelle Wertemem:
„Es ist berechtigt zu sagen, dass der spezifische Inhalt des Konventionellen durch soziale, politische und ökonomische Faktoren beeinflusst wird: Die Universalität der Struktur der Konventionalität in der Massenkultur jedoch und ihre Attraktivität für die Massen sind nach wie vor erklärungsbedürftig.“[1]
Der Inhalt ist verschieden, die Struktur jedoch überall gleich. Etwas ähnliche bildet sich unter dem Begriff der Achsenzeit ab und bezeichnet das Phänomen, dass in vielen verschiedenen Regionen der Welt nahezu zeitgleich das rationale Mem zum ersten Mal aufkeimte. Doch der Reihe nach:
Überleben ist der höchste Wert
In Spiral Dynamics, aber auch bei Maslows Bedürfnispyramide, doch ebenso in den Vorstellungen biologischer Triebtheorien ist das Überleben ein erster und primärer Trieb, dem alles andere untergeordnet wird. Ist das individuelle Überleben gesichert kommt Nahrung und Schutz ins Spiel. Beispiele dafür gibt es: Wenn Frauen hungern oder magersüchtig werden, setzt oftmals die Periode aus. Es scheint als würde biologisch erst an Fortpflanzung gedacht, wenn das Überleben gesichert ist. Doch ganz so einfach und schematisch scheint es nicht zu sein.
Wir leben heute in Situationen in denen es der Normalfall ist, dass wir für unser unmittelbares Überleben nicht sorgen müssen. In der westlichen Wertehemisphäre ist ausreichend für Nahrung und Schutz gesorgt, wir müssen uns nicht vor dem Wetter, wilden Tieren oder herumziehenden Horden schützen. So findet man in der westlichen Welt ein Weltbild was Überleben im Zentrum hat nur noch in Sondersituationen regressiven Sondersituationen wie Terroranschlägen, Entführungen, bei Obdachlosen am Rande der Gesellschaft, der Massenpanik auf der Duisburger Love Parade oder neuerdings in Teilen des Flüchtlingstreck, der Europa erreicht.
Ist man dann Zeuge solcher Ereignisse passieren eigenartige Dinge. Ein Zeuge, der die Terroranschläge des 11. September aus nächster Nähe erlebte berichtete, wie er um sein Leben rannte und plötzlich das intensive Gefühl hatte, mit der Frau die neben ihm rannte Sex haben zu wollen. Gleichzeitig war ihm die Absurdität dieses Wunsches bewusst, aber während Regressionen kommt es offenbar zu einem emotionalen Gefühlschaos und -cocktail, in dem mehrere Stufen sich vermischen, hier Überleben und Fortpflanzen in direkter Nachbarschaft.
Auch Stanislav Grof, ein transpersonaler Psychologe, beschreibt in „Geburt Tod und Transzendenz. Neue Dimensionen in der Psychologie“ wie Erfahrungen an den existentiellen Randbereichen des Lebens umklappen und ineinanderfließen. Aus Erfahrungen der Enge während des holotropen Atems kann das subjektive Gefühl des Wiedererlebens der eigenen Geburt erwachsen, aber auch eine spirituelle Gipfelerfahrung.