Der eine wichtigste Punkt: Weltbilder

Unsere ganze Reihe zum Thema Weltbild hat unter anderem den Sinn gehabt, auch auf diese Thematik vorzubereiten. Weltbilder stellen ein Bindeglied zwischen der Gesellschaft und dem Individuum, aber auch zwischen Innen und Außen und damit Psyche und Körper dar.

Drei Beispiele mögen das erläutern:

Der Narzissmus in der Gesellschaft ist ein von uns schon wegen seiner aktuellen Bedeutung häufig aufgegriffenes Thema, gleichzeitig hat er neben der gesellschaftlichen und partnerschaftlichen Seite eine große Bedeutung für die Hypochondrie.

Den Perfektionismus stellten wir als gesellschaftliches Problem dar, im oben verlinkten Artikel lesen wir im Zusammenhang mit der Koronaren Herzerkrankung (KHK):

„Ebenso im Verdacht: der Persönlichkeitstyp A. Solche Menschen sind übertrieben ehrgeizig, geradezu verbissen und daher nicht selten feindselig. „Perfektionismus ist für mich sogar der wichtigste Risikofaktor“, sagt Jochen Jordan, Leiter der Abteilung für Psychokardiologie an der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim.“[1]

Auch vom Schmerz wissen wir, dass er ein gesellschaftliches Thema ist und zu einer hohen Zahl von Arbeitsausfällen führt, doch schon lange ist klar, dass Schmerz, zumindest der chronische, kein reines Körperphänomen ist, sondern ein Komplex, den man biopsychosozial nennt. Die Psyche, der Körper, das Umfeld und das Weltbild spielen zusammen.[2]

Wie wir erläuterten, spricht viel dafür, dass Weltbilder sich in Entwicklungsstufen entfalten. Jede dieser Stufen hat eine typische Art zu denken, zu fühlen, bestimmte Prämissen und Wertvorstellungen. Zu allem möglichen, auch zum Thema: Kann die Psyche den Körper heilen? Die Anhänger jedes Weltbildes beantworten diese Fragen anders, zwar einerseits individuell, aber andererseits auch in für das Weltbild, und die damit zusammen hängenden Vorstellungen und Erwartungen, typischer Art und Weise.

Darum ist es zum Teil wichtig, wie der Betreffende denkt und fühlt, aber auch, welche Erwartungen sein Umfeld hat und wie der aktuelle Zeitgeist ist. All das beeinflusst uns in unterschiedlicher Weise und dies gilt es herauszufinden. Wichtiger als die Vorurteile in der Gesellschaft sind die Vorurteile und und ihre Wirkung in uns, seien sie durch unser nächstes Umfeld oder die aktuelle Stimmung in der Gesellschaft ausgelöst. An diese heimlichen Überzeugungen und Glaubenssätze muss man herankommen. Auch das ist ein großes Thema, bei dem wir uns nur einem Aspekt zuwenden, um ihn zu illustrieren.

Wann ist man richtig krank?

Bein in Gips auf Schiene

Für alle sichtbar. So gilt man bei uns als richtig krank.© weidegruen under cc

Richtig krank, den Ausspruch kennt man. So als könnte man auch falsch krank sein. Kann man auch, wenn jemand nach Meinung mancher „auf Psyche macht“. Depressionen, Ängste oder dergleichen sieht man Menschen nicht an. Wer mit Wunde, Gipsverband daherkommt oder bei einer Grippe völlig geschafft aussieht, bei dem weiß man, da ist was nicht in Ordnung, „der hat was“. Aber nicht nur Depressionen oder Ängste sieht man nicht, auch bei chronischen Schmerzen ist das oft so. Man findet einfach nichts und doch kann das Leben des Betroffenen die Hölle sein.

Wenn kein objektiver und das heißt oft körperlicher Befund da ist, ist man auch nicht richtig krank, wenn irgendwie „nur“ die Psyche oder das Empfinden spinnt. Erschwert wird die Situation dadurch, dass nicht nur „die Anderen“ skeptisch gucken, sondern man oft auch an sich selbst zweifelt und regelrecht froh ist, wenn man irgendeine Diagnose hat, die das eigene Empfinden glaubwürdiger macht.

Und so ist auch eine Therapie oft nur dann gut, wenn man auf der körperlichen Ebene eingreift. In der äußersten Form ist das eine Operation, ansonsten sind es Spritzen oder Tabletten, denen man viel zutraut. Bei einer Psychotherapie schauen Menschen heute noch komisch, wird eine aufgrund scheinbar körperlicher Befunde, wie Rückenschmerzen empfohlen, steigt die Skepsis, denn schließlich hat man ja wirklich was und bildet sich das nicht ein. Denn Psyche, das klingt so ungreifbar, so nach „eigentlich ist da gar nichts“, alles eingebildet.